Donnerstag, 10. September 2020, Frankfurter Neue Presse / Lokales
Mitreden, bevor der Zug abgefahren ist
SOSSENHEIM – Bürger geben CDU-Fraktion ihre Meinung zu RTW, Parkdruck und Verkehr mit auf den Weg
Sie seien nicht zum Vortragen gekommen, sondern zum
Zuhören, sagte Nils Kößler. Der Vorsitzende der CDURömerfraktion konnte am Dienstagabend rund 40 Bürger am Sossenheimer Bahnhof, der ersten Station des Rundgangs aus der Reihe “Fraktion vor Ort”, begrüßen: Die Regionaltangente West, kurz RTW, ist nicht nur in der Henri-Dunant-Siedlung ein großes Thema.
Ging es anfangs noch um Trassenpläne, die über Privatgrundstücke führten, sind es nun zwei Komplexe, die vielen Anwohnern Sorgen bereiten: Zum einen die Idee, dass die Siedlung einen eigenen Haltepunkt rund 400 Meter vom existierenden Bahnhof entfernt bekommt.
Das sei zwar derzeit “der politische Wille”, erklärte Frank Nagel, der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion. Doch werde ebenso eine Planungsvariante mit nur einem Bahnhof erstellt; das, so Nagel, werde auch von der CDU-Fraktion befürwortet. Der Hintergrund: Viele Anwohner fürchten nicht nur mehr Lärm durch bremsende und anfahrende Züge auf der um die Siedlung herumführenden, neu zu bauenden Trasse, sondern auch viel mehr Parkdruck vor ihren Häusern – schon jetzt ist in weiten Teilen der Siedlung abends kaum ein Parkplatz zu bekommen, weil es heute pro Wohnung viel mehr Fahrzeuge gibt als noch in den 50er oder 60er Jahren. Dieses Thema wurde anhand der CDU-Idee einer
Quartiersgarage später in der Schaumburger Straße am Kiosk Kugel besprochen.
Was nicht nur den Bewohnern der Dunant-Siedlung, sondern auch vielen anderen Sossenheimern Kopfzerbrechen bereitet, ist die Schließzeit der Bahnschranke auf dem Sossenheimer Weg. Derzeit verkehren die Züge auf der Sodener Trasse im Halbstundentakt; die Züge der RTW sollen viertelstündlich fahren, was rein rechnerisch eine Schrankenschließung alle 7,5 Minuten mit sich bringt. Vor einem Rückstau vom Sossenheimer Weg in den Kreisel, der gerade gebaut wird, sowie in die einlaufenden Straßen warnte ein Anlieger aus der Kurmainzer Straße: “Das wird wie in Höchst am Kreisel, wo sich der Verkehr bis zur Zuckschwerdtstraße zurückstaut.”
Die Reduzierung auf eine Haltestelle in Sossenheim könnte auch die Schließzeiten der Schranke verringern. Wichtiger aber sei es, so Nagel, ob schließlich nach dem strengeren Eisenbahn-Recht oder nach Straßenbahn-Standard gebaut werde. Den Einwand eines Bürgers, die Straßenbahn-Variante sei bereits vom Tisch, weil die Bahn die Entwidmung der existierenden Trasse nie zulassen werde, entkräftete Nagel: Möglich und im Gespräch sei auch eine “temporäre Umwidmung” – dann könne nach Straßenbahn-Standard geplant werden, doch die Bahn habe jederzeit wieder Zugriffsrecht auf die derzeit einspurige Trasse. “Wir nehmen das Thema Schließzeiten als sensibles Thema mit”, versprach Nils Kößler.
Wenig Hoffnung konnten er und die Mitglieder der CDUFraktion denen machen, die die Bahntrasse am liebsten komplett unter der Erde sähen. Die Bitte eines Bürgers, doch nach Start der RTW die Buslinie 58 (Eschborn-West – Flughafen) beizubehalten, dürfte leichter umsetzbar sein. Das entscheidet zwar die Verkehrsgesellschaft Traffiq, aber die Linie werde viel genutzt, so Nagel; er könne sich vorstellen, dass sie bleibt, aber vielleicht “etwas ausgedünnt” werde.
Generell sei es aber sinnvoll, auch kleinteilige öffentliche
Verkehrsanbindungen zu pflegen. Holger Vonhof