Die Stadtverordneten im Römer sprechen vor der dritten Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt über die
Situation der Beschäftigten im Nahverkehr.

Frankfurt – Vor der dritten Verhandlungsrunde über den Tarifvertrag im Nahverkehr in Hessen (TV-N
2024) am 26. Februar haben sich auch die Stadtverordneten im Römer mit dem Thema beschäftigt.

„Wir müssen uns fragen, wie wir den Job wieder attraktiv machen können“, sagte Daniela Mehler-
Würzbach (Linke) im Verkehrsausschuss. Bus und Bahn seien das Rückgrat der Verkehrswende in der
Stadt. Ein starkes Zeichen aus der Stadtpolitik sei nötig. In Frankfurt gilt seit Ende Januar ein
reduzierter Fahrplan, der sogenannte ehrliche Fahrplan, weil nicht genug Menschen als Fahrpersonal
arbeiten. Zuletzt fehlten 36 bei insgesamt 870 Personen im Fahrdienst der Verkehrsgesellschaft
Frankfurt (VGF). Die VGF setzt derzeit verstärkt auf die Ausbildung.

Verdi will die 35-Stunden-Woche für Beschäftigte

„In der vergangenen Stadtverordnetenversammlung habe ich in meiner Rede mich für einen guten
Tarifabschluss und bessere Arbeitsbedingungen stark gemacht und den Streikenden die volle
Solidarität ausgesprochen“, sagte Kristina Luxen (SPD). Als Aufsichtsratsmitglied habe sie die
Gelegenheit gehabt, an einem Praxistag mitzufahren, und sich einen Überblick über die Tätigkeit zu
machen.

Die Gewerkschaft Verdi fordert eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Niedrige
Entgeltgruppen sollen gestrichen, höhere nach oben verschoben werden. Geteilte Dienste sollen
maximal elf Stunden lang sein, mit Ruhezeiten von 13 Stunden zwischen geteilten Diensten, für die es
30 Euro Zuschlag geben soll.

Ehrlicher Fahrplan könnte in Frankfurt über den Sommer hinaus gelten

„Warum sind wir da, wo wir heute sind? Das liegt an der Attraktivität des Berufs“, sagte Frank Nagel
(CDU). Die sei zum Beispiel durch die geteilten Dienste nicht besonders hoch. Manche Beschäftigte
würden den Beruf wieder wechseln, wenn sie mit der Situation dauerhaft nicht zufrieden seien. „Der
ehrliche Fahrplan soll bis zum Sommer gehen, aber welchen Sommer? Dieses Jahr werden wir keine
Chance haben, davon wegzukommen“, sagte Nagel voraus. Das ließ Verkehrsdezernent Wolfgang
Siefert (Grüne) nicht unkommentiert.“ Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass das, was Herr Nagel
an die Wand malt, nicht wahr wird.“

Kein ausgedünnter Fahrplan während Fußball-EM in Frankfurt

Allerdings sei der Mangel an Fahrpersonal nicht allein mit „besseren Arbeitsbedingungen und mehr
Geld“ zu lösen, sagte Siefert, der auf die Zuwanderungspolitik verwies. Es gebe zahlreiche
Ukrainerinnen und Ukrainer im Land, deren Qualifikationen, etwa Busführerscheine, nicht anerkennt
würden. „Daran krankt es in dieser Republik.“ Er griff den Vorschlag auf, die Arbeitsdirektorin der
VGF, Kerstin Jerchel, über die Situation berichten zu lassen.
Der ausgedünnte Fahrplan soll zunächst bis zum Beginn der Sommerferien (Montag, 15. Juli, bis
Freitag, 23. August) andauern, mit Ausnahme der Fußball-EM von 14. Juni bis 14. Juli. In den
Sommerferien gilt ebenfalls ein reduzierter Fahrplan, der nicht deckungsgleich mit dem
ausgedünnten Fahrplan sein muss. Zurück zum alten Fahrplan will das Mobilitätsdezernat demnach
am 24. August. Florian Lecle