U-Bahn

Neues Leben im Geistertunnel unterm Goetheplatz in Frankfurt

Die U-Bahn in Frankfurt fährt schon lange nicht mehr durch den Geistertunnel unterm Goetheplatz. Das könnte sich bald ändern. Die Stadt will eine neue Nutzung prüfen.

Frankfurt -Könnten bald wieder U-Bahnen im Tunnel zwischen Hauptwache und Taunustor rollen? Zumindest will die Stadt Frankfurt das laut Planungen aus dem Dezernat von Verkehrsstadtrat Klaus Oesterling (SPD) prüfen. Fahrgäste würden dort aber nicht in den Zügen sitzen – und die Bahnen könnten auch nicht wie früher zum Hauptbahnhof fahren.

1978 rollten die letzten U-Bahnen der Linien A3 und A4 aus Oberursel und Gonzenheim direkt zwischen Hauptwache und Hauptbahnhof. Sie kamen über eine Rampe in der Großen Gallusstraße kurz vor dem Taunustor ans Tageslicht. Schon 1980 war dann von der alten Rampe nichts mehr zu sehen: Oben wachsen heute Bäume, nur der sehr breite Gehweg deutet noch darauf hin.

Im Untergrund aber besteht der Geistertunnel, zumindest eine Hälfte, die andere wurde 2006 zur Autoausfahrt des Parkhauses Goetheplatz. Den bestehenden Tunnel könnte man nutzen, um eine zusätzliche Wendemöglichkeit zu schaffen – das zu prüfen und zu planen schlägt Dezernent Oesterling den Stadtverordneten vor. Die Idee ist Teil des jährlichen Antrags, mit dem das Parlament grünes Licht für den Jahresfahrplan von U-Bahn und Straßenbahn für das Folgejahr gibt.

Geistertunnel am Goetheplatz: U2 in Frankfurt soll öfter fahren

Der sieht unter anderem vor, dass vom Fahrplanwechsel Mitte Dezember an die U2 öfter verkehrt. Tagsüber außerhalb der Hauptverkehrszeit sollen vier Bahnen pro Stunde nach Bad Homburg rollen statt bislang drei. Abends sollen U6 und U7 zwischen 19 und 21 Uhr einheitlich im 10-Minuten-Takt fahren – bisher fahren sie bis 20 Uhr öfter, danach seltener. Ebenso sollen die Straßenbahnen der Linie 11 und 12 am Sonntag schon ab 11 und nicht erst ab 13 Uhr vom 15- in den 10-Minuten-Takt wechseln.

Mit den Anpassungen trage man der veränderten Nachfrage Rechnung, erklärt Klaus Oesterling. Die Stadt misst das durch regelmäßige Fahrgastzählungen, diese beziehen sich noch auf die Zeit vor Corona. Anlass sei auch, dass sich die Nachfrage zeitlich nach hinten verschiebe – bei der morgendlichen Rush-hour wie auch bei der Heimfahrt am frühen Abend statt am Nachmittag.

U-Bahn Frankfurt: Geistertunnel am Goetheplatz soll zur Wendemöglichkeit werden

Mit ihrem Ja zum Jahresfahrplan – üblicherweise eine Formalie – geben die Stadtverordneten auch stets grünes Licht für die aktuelle Liste an konkreten Bauvorhaben sowie Planungen im Bahnbetrieb. Dazu gehört etwa der barrierefreie Umbau von Stationen, aber auch der Einbau von Info-Monitoren statt der bisherigen Zeilen-Anzeigen in U-Bahnen.

Ebenso gehört die Prüfung von zusätzlichen Wendemöglichkeiten für U-Bahnen dazu. Dadurch kann der Fahrplan stabilisiert werden, wenn zum Beispiel verspätete Bahnen vorzeitig wenden können. Auch im Fall von Baustellen und Störungen wird der Betrieb flexibler und zuverlässiger. Eine solche Wende will das Dezernat für Kalbach prüfen lassen. “Bei Bauarbeiten muss man bisher immer bis Bonames fahren”, sagt Oesterling. Eine Wendeoption in Kalbach sei sinnvoll.

Frankfurt: Geistertunnel am Goetheplatz steht seit 47 Jahren leer

Im seit 47 Jahren leeren Tunnelstumpf unter Roßmarkt und Goetheplatz ebenfalls eine solche Wendemöglichkeit zu schaffen, könnte den Betrieb auf Frankfurts am stärksten frequentierter U-Bahn-Linie wohl ebenso stark stabilisieren. Zwar liegen keine Gleise mehr im Geistertunnel, doch lägen diese wieder, könnten Bahnen ihn gut zum Wenden benutzen, ohne dabei die Streckengleise zu blockieren.

Für die Fahrgäste wäre es ebenfalls interessant, würden sie doch von Norden her kommend auch im Störungsfall wenigstens das Stadtzentrum erreichen. Ohnehin fahren viele nur bis Hauptwache. Südlich davon sind die Bahnen der Linien U1, U2, U3 und U8 rund 40 Prozent geringer besetzt.

U-Bahn in Frankfurt: Kontroverse Debatte um Geistertunnel am Goetheplatz

Dennoch ist Dezernent Oesterling skeptisch. “Ich glaube, da wird kaum etwas reaktiviert.” Die Wende würde die Leistungsfähigkeit der Strecke herabsetzen, da wieder einsetzende Züge das Gegengleis kreuzen müssten. Frank Nagel, Experte fürs U-Bahn-Netz und seit April auch CDU-Stadtverordneter, sieht das anders: Dieser sehr kurze Zeitraum für die Kreuzung der Bahnen “hält den Betrieb nicht groß auf”. Die Stadt könnte brachliegende Infrastruktur sinnvoll wieder nutzen, die im Störungsfall Entlastung bietet – was Fahrgästen nutzen würde.

Allerdings werden Passagiere wohl nie wieder durch den Geistertunnel fahren. Selbst wenn der wieder ans Netz angeschlossen sein sollte, werden die U-Bahnen lediglich als Betriebsfahrten unter Roßmarkt und Goetheplatz rollen. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

Der Ausbau der U-Bahn in Frankfurt ist in den letzten Monaten nicht wirklich vorangeschritten. Das hat mehrere Gründe.