Historische Trams rollen zum runden Jubiläum durch die Stadt – Vorverlegt auf Mittwoch wegen Eintracht

Frankfurt – Schon einen Tag vor dem 150. Geburtstag der Straßenbahn werden am Mittwoch (18. Mai) historische Fahrzeuge durch die Innenstadt fahren. Grund ist das Europa-League-Spiel der Eintracht – und erwartete Feiern von Fußballfans am Folgetag.

Der Oldtimer-Korso war bisher für den 19. Mai angekündigt. Allerdings dürfte an diesem Tag wohl Ausnahmezustand in der Innenstadt herrschen, falls die Fußballer in Sevilla ihr Finalspiel gewinnen und die Fans feiern. Die Jubiläumsfahrten seien deshalb einen Tag vorverlegt worden, “da die Stadt am 19. Mai eventuell zum Eintracht-Empfang gesperrt wird”, erklärt Dana Vietta von der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VFG). Die VGF veranstaltet den Corso zusammen mit dem Verein Historische Straßenbahn Frankfurt (HSF), der das Verkehrsmuseum in Schwanheim trägt.

Von dort kommen einige der historischen Bahnen. Diese fahren am 18. Mai von 10 bis 17 Uhr auf der Strecke, die sonst der Ebbelwei-Express befährt: Vom Zoo via Altstadt zur Messe, dann über Sachsenhausen (Schweizer Platz), zurück zum Zoo. Das Erlebnis der Fahrt wie anno dazumal können alle erleben, die eine gültige Fahrkarte haben. “Die Bahnen sind allerdings nicht barrierefrei”, erinnert Dana Vietta. So war eben früher der mühevolle Standard.

Auch Fahrräder könnten in den Wagen leider nicht mitgenommen werden, betont HSF-Vorsitzender Frank Nagel. Die Fahrer der alten Schätzchen werden wohl allesamt Mitglieder des Museumsvereins sein. “Feuer und Flamme” seien die knapp 50 Aktiven des 110 Mitglieder zählenden Vereins, den Korso und die kurzfristige Vorverlegung zu stemmen, sagt Nagel. “Durch die nicht absehbare Wiedereröffnung des Museums sind wir auf Veranstaltungen wie diese angewiesen.”

Netz heute halb so groß wie zur Blütezeit

Das Museum an der Rheinlandstraße war mit Beginn der Corona-Pandemie geschlossen worden. Bisher wurde es noch nicht wiedereröffnet, da sich inzwischen gezeigt hatte, dass eine brandschutztechnische Nachrüstung notwendig ist. Dass der Ortsbeirat 6 die Bemühungen um die Wiedereröffnung unterstützt, habe der Verein “mit Freude” verfolgt, erklärt Frank Nagel.

Beim Korso soll von 10 Uhr an alle 15 Minuten ein anderer, alter Wagen auf die Strecke gehen: Erst die Baureihe L von 1954 samt Beiwagen, dann die Baureihe M von 1962 samt Beiwagen, die Baureihe N von 1964, ein O-Wagen von 1969 und ein orangefarbener Pt-Wagen von 1972. Zustiege sind an allen Haltestellen möglich.

Damit solle gezeigt werden, dass die Straßenbahn lange Zeit das Rückgrat des Verkehrs in der Stadt war, nämlich von den 1920er- bis in die 1950er-Jahre, erinnert der Vereinschef. “Was wäre die Stadt ohne 150 Jahre Mobilität auf den Gleisen?”

Die erste Straßenbahn, damals von Pferden gezogen, rollte am 19. Mai 1872 vermutlich gegen Mittag vom Schönhof aus über Bockenheimer Warte zur Hauptwache. Schnell wurden weitere Linien um die Hauptstrecke zwischen Schönhof und Zoo – später dem Hanauer Bahnhof nahe der Zobelstraße – ergänzt.

1884 fuhr die erste Elektrische: vom Deutschherrnkai an der Alten Brücke über Oberrad nach Offenbach. 1888 und 1889 kamen Dampfbahnstrecken nach Eschersheim – später elektrisch bis Bad Homburg und Oberursel – sowie der Waldbahn nach Schwanheim und Isenburg hinzu. 1904 komplett elektrifiziert, erreichte das Netz in den Dreißigerjahren mit 30 Linien und 125 Kilometern seine größte Ausdehnung.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war die Tram das wichtigste Verkehrsmittel in der Stadt, wurde aber ab den späten 1960er-Jahren von der U-Bahn abgelöst. Das gänzliche Zurückdrängen der Tram im Sinn der “schienenfreien Innenstadt” und der autogerechten Stadt stoppten SPD und Grüne in den 1980er-Jahren wieder gegen den Widerstand der CDU.

Jubiläumsfest auf den Sommer verschoben

Seither wächst das Netz erneut, inzwischen auch von der CDU unterstützt, auf heute 65 Kilometer und zehn Linien. Nach Verlängerungen am Rebstock und in Preungesheim beschlossen die Stadtverordneten 2004 sowie 2021 mehrere weitere neue Strecken.

Von denen wurde jedoch bisher nur eine realisiert: der Lückenschluss in der Stresemannallee. Der Bau der Ringstraßenbahn von Ginnheim nach Bornheim wird zwar geplant, aber immer wieder verschoben, aktuell bis 2028/29. Für die Verlängerung etwa zum Bahnhof Höchst oder zum Industriehof gibt es bisher noch gar keine konkreten Planungen.

Ein für den 21. Mai geplantes Jubiläumsfest in der Braubachstraße hatte die VGF kürzlich abgesagt. Als Grund nannte sie die fehlende Feierlaune aufgrund des Kriegs in der Ukraine sowie “Abstimmungsprobleme”. Laut Mobilitätsdezernat soll das Fest jedoch im Sommer nachgeholt werden. Dennis Pfeiffer-Goldmann

Die VGF zum Sammeln

Das gab es noch nie: Am 19. Mai erscheint ein Panini-Album über den Nahverkehr in Frankfurt. Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) hat dafür Bilder und erläuternde Informationen auf insgesamt 36 Seiten zusammengestellt. Wer das Album “vollgestickert” hat, kann damit einen Preis gewinnen. Verlost werden dafür Original-Brixie-Bahnen der VGF, die Bildbände, die die VGF zu 150 Jahren Straßenbahn in Frankfurt aufgelegt hat, und ein paar VGF-Überraschungspakete. Das VGF-Panini-Heft gibt’s ab 19. Mai an vielen hundert Kiosken, in allen VGF-Ticket-Shops, in Supermärkten und online unter allesammelnmit.de . Das Album ist für einen 1 Euro, die Sammeltütchen mit fünf Stickern für 70 Cent erhältlich. Die Stickerbox mit 36 Sammeltütchen kann für 25,20 Euro erworben werden. Vom 19. bis zum 21. Mai gibt es zum Sammelstart in der B-Ebene der Hauptwache Alben für alle Sammelfans gratis. red

 

Frankfurt – Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Römer, Frank Nagel, will den Bau von Fußgänger- und Radwegen parallel zur Trasse der Regionaltangente West (RTW) vorantreiben. “Durch Fuß- und Radwege entlang der RTW kann mit wenig Aufwand viel für überörtliche Fahrradrouten, aber auch für die Nahmobilität getan werden”, so Nagel. “Damit ließen sich neue attraktive Verbindungen für Fußgänger und den Radverkehr schaffen, die das Verkehrsangebot ausweiten und Alternativen zum Autoverkehr bieten. Diese Chance sollte unbedingt genutzt werden!” Zu dieser Idee des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs Frankfurt hat die CDU einen Antrag gestellt, um den Arbeitsauftrag der RTW Planungsgesellschaft entsprechend auszudehnen. Die Realisierung der RTW ist eines der großen Projekte des öffentlichen Personen-Nahverkehrs im Rhein-Main-Gebiet. Sie soll einerseits den Hauptbahnhof und andererseits die westlich von Frankfurt fahrenden S-Bahnen entlasten. “Gerade im Frankfurter Westen fehlt es an überörtlichen Radrouten. Zum Beispiel können mit dem Neubau von Schienenbahnbrücken auch Radwege über andere Verkehrstrassen geführt werden”, so Nagel. “Ampel- und kreuzungsfreie Schnellwege entlang der RTW laden Pendler zum Umsteigen auf das Rad ein, vermindern Staus und führen zu besserer Luft.” Wenn dann noch die Bahnstationen als Bike-and-Ride-Knotenpunkte geplant würden, wäre die RTW Plus eine Regionalverbindung mit hoher Anziehungskraft, hofft Nagel. red