Frankfurt startet nächsten Anlauf gegen E-Scooter-Chaos
Das E-Scooter-Chaos in Frankfurt konnte bisher nicht gelöst werden. Tritt durch die neuen Parkflächen keine Besserung ein, muss die FES die Roller wieder einsammeln.
Frankfurt – Die festen Stellplätze für E-Scooter im Bahnhofsviertel sind nicht der erste Versuch der Stadt, Ordnung ins Tretroller-Chaos zu bringen. Achtlos abgestellte Tretroller sind im Bahnhofsquartier nicht nur – wie auch sonst in der Stadt – nervende und oft gefährliche Stolperfallen. Hier werden die Fahrzeuge zusätzlich von Obdachlosen und Junkies als Sitzgelegenheiten genutzt sowie als Drogenverstecke. Selbst als Einhausungen für Lagerplätze werden die Gefährte mit darüber gelegten Tüchern hier verwendet.
Eigentlich ist die Situation klar: Wer einen solchen Elektro-Tretroller mietet, muss ihn anschließend auch ordentlich abstellen. Allerdings halten sich einige Nutzer nicht daran, obschon inzwischen ein Foto des abgestellten Roller zwingend in der App hinterlegt werden muss. Auch werden geparkte Roller immer wieder unbefugt umgestellt – eine Kontrolle gibt es nicht. Dennoch sieht der Magistrat keine Notwendigkeit, die bisherigen Regeln für die Verleiher zu verschärfen. Wichtiger sei es, „die Einhaltung der bestehenden Regelungen durchzusetzen“.
Frankfurt gegen Scooter-Chaos: FES sammelt tausende E-Roller in wenigen Wochen ein
Da Kontrollen fehlen, scheint auch das Interesse der Verleihfirmen am korrekten Parken der Elektrokleinstfahrzeuge begrenzt zu sein. Daher hat die Stadt selbst eingegriffen und im vorigen Sommer die Stadtreiniger der Frankfurter Entsorgungs- und Service-GmbH (FES) in die Spur geschickt, um die Roller wegzuräumen. Von Mitte Juni bis 21. August seien täglich 120 E-Scooter im Bahnhofsviertel und der Innenstadt beseitigt oder verlagert worden, erklärt der Magistrat. Die FES-Mitarbeiter sammelten binnen der gut zwei Monate 5252 Tretroller ein.
„Die meisten der eingesammelten E-Scooter stellten direkte Verkehrshindernisse dar“, bilanziert der Magistrat. Das Problem sei durchs Wegräumen beseitigt worden. „So konnte eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung abgewendet werden, da die Verkehrswege für alle Verkehrsteilnehmer, auch für mobilitätseingeschränkte Personen, uneingeschränkt genutzt werden konnten.“
Stadt Frankfurt macht sich großen Aufwand, um Ordnung in das E-Scooter-Chaos zu bekommen
Für die Mitarbeiter bedeutete das Pilotprojekt einen hohen Aufwand: Jeder Roller wurde vor dem Aufladen und nach dem Umparken fotografiert, die Uhrzeit und der Standort über GPS per App erfasst und die bewegte Distanz damit ebenso dokumentiert.
Bemerkenswert: Um vor möglichen Angriffen geschützt zu sein, sollte das Elektrofahrzeug, mit dem die FES-Mitarbeiter unterwegs waren, „auch zum Schutz als Zufluchtsort“ dienen. Schließlich hätten Obdachlose E-Scooter als improvisierte Zäune verwendet, um ihre Schlafplätze abzugrenzen. Auch die Nutzung der Roller als Drogenlager hatte die Stadt bedacht und räumt ein, dass deswegen „zumindest im Bahnhofsviertel das Verlagern von E-Scootern an seine Grenzen stößt“.
Wegräumen der E-Scooter kostet Frankfurt 10.000 Euro
Immerhin war der Zufluchtsort nicht notwendig: „Es gab keine Probleme“ beim Abräumen der E-Scooter, berichtet FES-Sprecherin Laura Wagner. Die Stadtreiniger seien nicht angegriffen worden. Es habe lediglich Pöbeleien gegeben, „im üblichen Rahm
en den unsere Mitarbeiter leider immer wieder ertragen müssen“. Das Pilotprojekt, das 10 000 Euro kostete, ließ der Magistrat auslaufen. Das Ende des Scooter-Wegräumens kritisiert Frank Nagel, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. „Da war zumindest spürbar, dass sich etwas tut.“ Durch die flächendeckenden Parkplätze werde die Situation gemildert, hofft stattdessen Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne). „Das Problem hat sich nicht aufgelöst, aber zumindest erheblich verbessert“, erläutert er. Sollte die Lage im Bahnhofsviertel durch die Stellplätze „wider Erwarten“ nicht besser werden, sei aber möglich, dass die FES erneut wieder mit dem Umparken beauftragt werde. (dpg)