„Personal-Situation bei der Bahn ist katastrophal“
Tödlicher Bahnschranken-Unfall: Politiker gibt DB die Schuld
Frankfurt am Main (Hessen) – Starb Cindy J. (16) weil die Bahn am Personal spart? Nachdem eine Untersuchung der Schrankenwärterin die Schuld am Todesdrama von Frankfurt-Nied gab, sehen Politiker die Verantwortung beim Staatsunternehmen.
- Mai 2020: Gegen 20 Uhr raste eine Regionalbahn auf den Bahnübergang in Nied zu – und alle Schranken waren geöffnet!
In dem Moment überquerten ein Radfahrer (52), eine Autofahrerin (52) und Cindy J. die Gleise. Die drei hatten keine Chance, wurden vom tonnenschweren Zug erfasst. Die Erwachsenen wurden schwerst verletzt. Cindy J. starb.
Ein Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung in Bonn behauptet nun: Die Schrankenwärterin (48) hat den tödlichen Unfall verursacht, sie habe die Schranken unmittelbar vor dem herannahenden Zug geöffnet (Quelle: „FNP“).
Nach dem Bericht hätte die Frau gar nicht an der Schranke eingesetzt werden dürfen, weil die Voraussetzungen zum Einsatz der Wärterin gefehlt hätten.
Die Prüfung habe sie zwar bestanden, heißt es, aber eine Bescheinigung über die Ausbildung habe nicht vorgelegen.
Zusätzlich sei die Frau gestresst und abgelenkt gewesen, weil sich wegen eines technischen Defekts die Schranken für etwa 30 Minuten nicht öffnen ließen.
Gegen die 48-Jährige ermittelt die Staatsanwaltschaft seit Mai wegen fahrlässiger Tötung und Gefährdung des Bahnbetriebs.
Frankfurts SPD-Chef Mike Josef (38): „Die Aufarbeitung der Ereignisse machen einmal mehr deutlich, dass ein solcher Bahnübergang für die Menschen in unserer Stadt unzumutbar ist.“
Frank Nagel (55), CDU-Verkehrs-Experte: „Der Frau mache ich keinen Vorwurf. Die Personalsituation bei DB Netz ist katastrophal. Und der Stress bei bis zu 240 Zügen am Tag ist enorm. Dazu kommt, dass jahrelang nicht in Strecken investiert wurde. Deshalb haben wir hier noch so ein kompliziertes, überaltertes Schrankensystem.“
Das sagt die Bahn
Eine Unternehmenssprecherin: „Uns hat der schwere Unfall am Bahnübergang in Frankfurt Nied sehr erschüttert. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen. Zusammen mit der Stadt Frankfurt arbeiten wir daran, die Anlage zu beseitigen. Der Bericht der Bundesstelle für Eisenbahn Unfalluntersuchung liegt uns jetzt vor und wird von uns geprüft. Aktuell ist die Schrankenwärterin nicht im Dienst.“