Römerbriefe: Gut gezielt
Der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef wird Schützenkönig. Aber gibt es auf dem Wäldchestag keine anderen Wettbewerbe? Die FR-Kolumne aus dem Frankfurter Rathaus.
Leppert: Ich habe mit acht Jahren mal in der Jugendmusikschule einen Wettbewerb gewonnen. Es ging darum, wer am schnellsten Noten in so ein Heft schreibt.
Busch: Oh. Glückwunsch.
Leppert: Ein anderer Junge hat sich beschwert, weil mir der Lehrer bei den Noten C, D, E und F geholfen hat. Er wollte mir zeigen, wie es geht.
Busch: Das schmälert deine Leistung ein wenig.
Hilfe annehmen zu können, ist auch eine Leistung, liebe Freundinnen und Freunde der Kommunalpolitik. Gerade wenn man an der Spitze einer Stadt steht, sollte man sich nicht einbilden, man könne schon alles.
Das dachte sich auch Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) am Dienstag auf dem Wäldchestag. Übrigens: Das „Titanic“-Magazin brachte kürzlich den Witz, Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP) habe einer Umbenennung des Frankfurter Nationalfeiertags in „Wäldchentag“ zugestimmt. Irgendwie verstehen wir nicht, was gemeint ist. Aber egal.
Römerbriefe: Hilfe für den Oberbürgermeister
Josef jedenfalls trat beim jährlichen Wettschießen der Politikerinnen und Politiker an – und gewann in der Kategorie „Magistrat“. Allerdings hatte ihm die Vizepräsidentin des Frankfurter Schützenkorps Oberforsthaus zuvor einen Trick verraten, wie er die Waffe besonders ruhig hält. Ohne dieses Wissen hätte vielleicht – wie im Vorjahr – Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) gewonnen, der auf dem zweiten Platz landete. Oder Kämmerer Bastian Bergerhoff, der mit derselben Punktzahl wie sein Parteifreund Siefert den dritten Rang schaffte.
Aber wir wollen nicht wieder nörgeln. Es ist schon okay, dass Josef etwas Unterstützung bekommt. Immerhin spricht er am Sonntag beim Empfang zum ersten nationalen Veteranentag. Bei so einem Termin wirkt er als Schützenkönig natürlich authentischer. Wobei wir schon erwähnen müssen, dass FDP-Fraktionschef Yanki Pürsün den Wettbewerb der Stadtverordneten ganz ohne Hilfe gewann.
Römerbriefe: Wettbewerb im Karussellfahren
Wir fragen uns aber auch, ob es auf dem Wäldchestag nicht mal andere Wettwerbe geben sollte als das jährliche Geballere. Wir haben da ein paar Vorschläge. Und wissen auch schon, wer gewinnt.
Raus aus dem Funkloch: Digitaldezernentin Eileen O‘Sullivan (Volt) sichert sich souverän den Titel. Sie findet den einzigen Ort im Wald, an dem man abends um 19 Uhr noch WhatsApp-Nachrichten verschicken kann.
Karussellfahren: Wer schafft die meisten Runden im Break Dancer? Verkehrsdezernent Siefert beginnt und kommt auf 15 Umdrehungen. Eigentlich keine besonders hohe Zahl. Dann allerdings verkündet Siefert, dass der Takt im Fahrplan des Karussells leider verlängert werden müsse. Die nächste Fahrt starte erst in siebeneinhalb Minuten. Die anderen Politiker:innen haben keine Lust zu warten und ziehen enttäuscht ab. Der Stadtverordnete Frank Nagel (CDU) kündigt eine Frage in der nächsten Fragestunde des Stadtparlaments an.
Nur für Frankfurter: An einem Stand gibt es extrem gute gebrannte Mandeln und tolle Zuckerwatte – allerdings nur für Menschen aus Frankfurt. „Wir können in Frankfurt nicht ganz Südhessen versorgen“, sagt Oberbürgermeister Josef und ruft zum Wettbewerb auf, wer mehr Besucherinnen und Besucher in ihre Heimatgemeinden begleitet. Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) will antreten, wird von Teilen der grünen Basis aber daran gehindert. Der Wettbewerb wird abgebrochen.
Von: Sandra Busch und Georg Leppert