Schlechte Luft in Sachsenhausen? Umwelthilfe kooperiert mit Gegnern der Mainkai-Sperrung

Von Dennis Pfeiffer-Goldmann

Die Mainkai-Sperrung in Frankfurt bleibt höchst umstritten. Jetzt schaltet sich mit der Deutschen Umwelthilfe eine neue Streitpartei ein – und überrascht.

Frankfurt – Die Deutsche Umwelthilfe klagt, weil Autos die Luft in Frankfurt zu sehr verdrecken. Während die Stadt versucht, ein Dieselfahrverbot noch abzuwenden, wenden sich nun Aktive aus der Bürgerinitiative “Sachsenhausen wehrt sich” just an die klagende Umwelthilfe. “Einige unserer Mitglieder führen unter Anleitung der Umwelthilfe bereits Messungen in der Schweizer Straße, Hans-Thoma-Straße und am Mainkai durch”, schreibt Herbert Schmoll, Initiator und Kopf der BI, in einer E-Mail.

Die Aktiven “werden nachweisen, dass die Mainkai-Sperrung alles andere als eine ökologische Verkehrswende, sondern genau das Gegenteil ist”, so Schmoll. Die BI-Aktiven stemmen sich gegen die seit August 13 Monate lang laufende, testweise Sperrung der Uferstraße.

Mainkai-Sperrung: Bürgerinitiative erhält Gegenwind aus eigenen Reihen

Dies ist eines jener Projekte, mit denen die Stadt Frankfurt versucht, die Luft schnell sauberer zu bekommen, indem sie das Autofahren durch die City unattraktiver macht. Herbert Schmoll erklärt auf Nachfrage, die Kooperation mit der Umwelthilfe sei “keine Sache unserer Initiative”, sondern “einige Mitglieder machen das”. Und er unterstreicht: “Ich will damit nichts zu tun haben.”

Mitglieder hätten vorvergangene Woche begonnen, die Schadstoffbelastung* mittels Messstäbchen zu erfassen, die sie von der Umwelthilfe erhalten hätten. Einige Mitglieder seien “völlig entrüstet”, dass durch den Stau, den die Mainkai-Sperrung verursache, die Schadstoffbelastung in Sachsenhausen erheblich zunehme, erklärt Schmoll. Schlagfertig reagiert Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) auf die neue Kooperation in Sachsenhausen: “Eigentlich müsste die Umwelthilfe ja die Sperrung des Mainkais unterstützen”, da diese die Luft sauberer machen solle.

Steigt die Schadstoffbelastung im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen seit der Mainkai-Sperrung?

Bei den Schadstoffen sei im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen “kein Extremwert zu erwarten” – im Gegensatz zum Erlenbruch oder vor einiger Zeit noch in der Friedberger Landstraße, sagt der Dezernent. Daher hätten es die Fachleute des Umweltlandesamtes auch nicht als nötig erachtet, überhaupt eine Messstation dort aufzustellen. Die aktuellen Messungen in Sachsenhausen seien auch “nicht gerichtsfest”, findet Oesterling. Dafür seien Durchschnittswerte notwendig, die über ein komplettes Jahr ermittelt werden müssten.

Die Messergebnisse könnten – sofern nach korrekter Methodik ausgeführt – aber durchaus für die Politik relevant sein, wendet CDU-Verkehrsexperte Frank Nagel ein. Wenn sie zeigten, dass die Mainkai-Sperrung die Schadstoffbelastung andernorts in die Höhe treibe, müsse man das “bei einer Entscheidung über ein vorzeitiges Ende des Versuchs berücksichtigen”.

Von Dennis Pfeiffer-Goldmann

Der zusätzliche Verkehr in Sachsenhausen, der sich aufgrund der Mainkai-Sperrung auf die südliche Mainseite verlagert, bringt an vielen Stellen Probleme mit. Die Stadt will nachbessern.

Ein Mobilitätsexperte übt starke Kritik an der Mainkai-Sperrung in Frankfurt. Dem ÖPNV in Frankfurt stellt er ein schlechtes Zeugnis aus – und nennt mehrere Gründe.

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