Schloßstraße: Parkplätze müssen bald Radstreifen weichen

BOCKENHEIM – Anwohner sollen ihre Autos künftig auf der Breitenbrachbrücke abstellen – Galgenfrist bis zum kommenden Jahr

Radfahrer dürfen jubilieren: Mittelfristig sollen die Längsparkplätze in der Schloßstraße auf dem Abschnitt zwischen Adalbertstraße und Rödelheimer Straße in beiden Fahrtrichtungen zugunsten eines Radfahrstreifen entfallen. Stefan Lüdecke, Referent von Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD), bestätigt die bei einem Ortstermin gemachte Äußerung und führt aus: Die Parkplätze würden nicht ersatzlos gestrichen, sondern auf die jeweils rechte Fahrspur der Breitenbachbrücke verlegt. Nach erster Prüfung durch das Straßenverkehrsamt sei das ohne größere Einbußen der Leistungsfähigkeit des Kraftfahrzeugverkehrs möglich. “Mit der vertieften Prüfung und Planung wird jetzt begonnen. Die Umsetzung könnte voraussichtlich 2022 erfolgen”, sagt Lüdecke.

Sicherheit von Radlern hat Vorrang

“Die Sicherheit der Radfahrer hat endlich Vorrang vor der Bequemlichkeit der Autofahrer, ihr Auto kostenlos auf die Straße zu stelle”, sagt Hans-Jürgen Hammelmann, Fraktionsvorsitzender der Linke. In der Schloßstraße parkten nur Anwohner. Seine Fraktion hatte in der letzten Sitzung des Ortsbeirates 2 (Bockenheim, Westend, Kuhwald) vor der Sommerpause diesen Vorschlag gemeinsam mit den Grünen gemacht. Der Antrag wurde zurückgestellt, weil Axel Kaufmann (CDU) bei einem Ortstermin nochmals Experten dazu hören wollte. Auch die SPD meinte, die rund 140 Parkplätze sollten erhalten bleiben. Aber: “Man kann das machen”, kommentiert Kaufmann den Vorschlag zur Breitenbachbrücke. “Wir sind sehr überrascht”, sagt Ortsvorsteher Thomas Gutmann für die Grünen.

Dass sich etwas auf dem 750 Meter langen Abschnitt ändern muss, darüber herrscht Einigkeit. Alle bisherigen Lösungsversuche, damit Autofahrer und Radfahrer sich nicht in die Quere kommen, fruchteten nicht – auch nicht das Überholverbot von Radfahrern. Radler sollen mitten auf der Fahrbahn fahren, so wie es ein Piktogramm anzeigt. Weil Autofahrer genervt hupten, benutzten viele Radfahrer aber weiterhin den Radstreifen. Um deutlicher zu signalisieren, dass dieser Gefahrenstreifen – Radstreifen und Parkplätze am Straßenrand sind zu nah aneinander platziert, so dass es Stürze in der Türöffnungszone gab – aus Sicherheitsgründen nicht benutzt werden soll, wurde er mit X-en durchgestrichen.

Laut Polizei ist die Schloßstraße zwar kein Unfallschwerpunkt, doch nach Ansicht des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) immer noch viel zu gefährlich. Deshalb werden laut Lüdecke jetzt weitere kurzfristige Maßnahmen umgesetzt: Die Ampeltaktung wird angepasst, sodass bei konstant Tempo 30 Grüne Welle ist. Die Maßnahme soll zur Verkehrsberuhigung beitragen. Auf Wunsch der SPD-Fraktion werden große Piktogramme, die anzeigen, dass Radfahrer nicht überholt werden dürfen, auf die Fahrbahn gepinselt. Auf Bannern am Straßenrand sind die Verkehrsregeln für die Schloßstraße aufgeführt. Und es wird Geschwindigkeitskontrollen und ab Herbst auch Kontrollen bezüglich der Einhaltung des Überholverbots geben, so Lüdecke.

Lösung, wenn die Tram kommt

Eine für alle Verkehrsteilnehmer befriedigende Lösung wird es voraussichtlich aber erst 2025/2026 geben, wenn die neue Straßenbahnlinie 13 zwischen Industriehof und Hauptbahnhof sowie der Radschnellweg fertig sind. Im Zuge der Neuplanung könnten sich laut Lüdecke Züge und Autos die zwischen den Gleisen asphaltierte Trasse teilen.

Eine kurzfristige Lösung für die Schloßstraße hat Frank Nagel, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Römer, parat. Um ohne größeren Aufwand ausreichend Platz für einen sicheren Radfahrstreifen schaffen zu können, müsse nur der Bereich zwischen dem in Fahrtrichtung linken Bordstein und dem rechten Straßenbahngleis verfüllt und als Fahrbahn genutzt werden. “Das ist kostengünstig zu realisieren”, sagt Nagel. Angesichts des zusätzlichen Platzes sei das Überholen von Radfahrern dann problemlos möglich. Sofern dieser Vorschlag von der Koalition abgelehnt werde, gebe es als Alternative noch die Überlegung, den Radfahrstreifen jeweils an den rechten Fahrbahnrand zu verlegen und die Parkplätze größtenteils auf der linken Fahrbahnseite anzulegen. Damit wäre kein Umbau des Gleiskörpers notwendig.

Beides sieht Lüdecke kritisch: Der bauliche Aufwand für eine Bordsteinversetzung stehe in keinem Verhältnis zum Nutzen, da auch der Komplettumbau mit barrierefreien Haltestellen vorgesehen sei.
Matthias Bittner