Montag, 01. Februar 2021, Höchster Kreisblatt / Lokales
„Schnelle Verbindung in die Innenstadt fehlt“
SCHWANHEIM / GOLDSTEIN CDU sieht im neuen Nahverkehrsplan
noch viele Lücken
Dass es in Frankfurt bei den öffentlichen Verkehrsmitteln Veränderungen
geben muss, daran kann es für Frank Nagel keinen
Zweifel geben. Seit vor mehr als 20 Jahren der letzte Nahverkehrsplan
beauftragt wurde, sei die Stadt um 160 000 Einwohner gewachsen,
sagt Nagel, Vorsitzender des CDUStadtbezirksverbandes
Schwanheim/Goldstein auf einer Online-
Veranstaltung des Stadtbezirksverbandes zum Verkehrsproblem.
Und nicht nur das, die Zahl der Pendler sei um 12 0000 auf 380
000 angewachsen. Auch außerhalb der Stadtgrenzen habe sich eine
Menge getan, verweist er auf Gewerbeansiedlungen in Eschborn
und Niedererlenbach. Und die Schüler nicht zu vergessen.
Mehr als früher nehmen längere Wege zur Wunschschule in Kauf bleiben außerdem länger in der Schule.
All das sind für den CDU-Verkehrsexperten Gründe, das Verkehrssystem
den Änderungen anzupassen. Der unlängst vorgestellte
Nahverkehrsplan ist aus seiner Sicht das richtige Mittel, und geht
auch inhaltlich in die richtige Richtung. Und doch fürchtet Nagel,
die Stadtteile Schwanheim und Goldstein könnten vergessen und
gar abgehängt werden.
Schüler sollen nicht umsteigen müssen
So freut er sich zwar darüber, dass auf der Straßenbahnlinie 12
längere Züge eingesetzt werden sollen, wenn die bestellten Fahrzeuge
da sind. Auch die Verstärkung durch die Linie 20, die von
Herbst 2022 an zwischen Rebstock und Hauptbahnhof verkehren
soll, werde den beiden Stadtteilen nutzen. Doch die Freude ist
nicht ungetrübt. Die Linie 20 nämlich soll einen neuen Wendeplatz
in der Bürostadt bekommen. Bis dieser in Betrieb gehen kann,
dauert es zwar noch eine Weile, aber wenn es so weit ist, fahren
diese Bahnen nicht mehr nach Goldstein. “Wir hätten gerne die
Endstation der Linie 20 weiter in Goldstein”, so Nagel.
Er erinnert daran, dass täglich 200 bis 300 Schüler aus den beiden
Stadtteilen nach Sachsenhausen fahren. Dass diese nach dem Willen
des neuen Nahverkehrsplanes künftig umsteigen sollen, ist
nicht nach seinem Geschmack. Teils ist zwar noch die Linie 19 unterwegs.
Aber deren Betrieb wurde bereits ausgedünnt, und diese
Züge sollen auch nicht mehr nach Goldstein fahren. Ein Unding
für die örtliche CDU. In der Hauptverkehrszeit müsse die Linie 20
bis Schwanheim fahren, lautet eine der Forderungen. Als wichtigen
Schritt sehen Nagel und seine Mitstreiter die Umwandlung
der Buslinie 51 zu einer schnellen Metrobuslinie mit 10-Minuten-
Takt an. Aber das reicht eben nicht: “Im Schulverkehr muss noch
viel passieren”.
Als Problem sieht Nagel auch an, dass eine schnelle Verbindung in
die Innenstadt fehlt. Nagel kennt die Vorschläge, dorthin einen Expressbus
fahren zu lassen, entweder längs des Mains oder über
die Mainzer Landstraße. Aber die Experten hätten ausgerechnet:
Diese Busse würden dort so viel im Stau stehen, dass vom Zeitgewinn
nicht viel übrig bliebe. Und wenn die Nutzen klein ist, dann
ist auch der Aufwand nicht gerechtfertigt. Der Nahverkehrsplan
habe hier keine Verbesserung gebracht, so Nagel.
Bessere Anbindung im Interesse aller
Um einer Lösung näher zu kommen, müsse man sich mit der Straßenbahnlinie
12 befassen, deutet er an. Mit neuen Bussen hat er
immer das gleiche Problem: Die Straßen in Goldstein lassen eigentlich
kaum zu, dass ein langes Fahrzeug dort eine Schleife
dreht. Er hält aber auch nichts davon, etwa das Angebot auf der
Buslinie 78 einzuschränken – denn dann geht unweigerlich auch
die Nachfrage zurück.
Die bessere Anbindung der weiter außen gelegenen Stadtteile, betont
Nagel, sei im Interesse der ganzen Stadt. Sonst steige der
Druck auf die inneren Stadtteile immer weiter an, zum Nachteil aller
Beteiligten. Es sollen deshalb weitere Vorschläge auf den Tisch
gelegt werden – verbunden mit dem Hinweis an die Bürger, dass
größere Neuerungen ihre Zeit brauchen und in ein oder zwei Jahren
nicht zu haben sind. bt