Greta Thunberg und die Klimadebatte bewegen weiterhin unsere Leser -Andere Zuschriften befassen sich etwa mit dem Filmförderer Mendig

Zu den Leserbriefen und Kommentaren zur Klimadebatte:

Dem Leserbrief von Herrn Stein aus Kelkheim, “unsäglicher Kommentar”, kann ich mich nur voll inhaltlich anschließen. Ich lese gerne die Glossen von Herrn Kluger, dem verantwortlichen Redakteur für Kultur und Service, und auch von Frau Kinner, aber die Ausführungen von beiden zum Weltklimastreiktag sind, um es vorsichtig auszudrücken, der Sache nicht dienlich. Und die vielen Kommentare, die engagierte Aktivisten kritisieren oder die Probleme des Klimawandels herunterspielen, machen doch betroffen, und ja, lassen auch ein bisschen verzweifeln.

Jürgen Hochweiler, Bad Homburg

 Die Rolle des Narren

Zu den Leserbriefen zur Klimadebatte: Da schlage ich die Sei­ te zwei auf und muss in großen Lettern lesen “Was glaubt diese Greta Thunberg, wer sie ist?” Das war der erste Satz des Leser­ briefs von Herbert Ochs aus Schwalbach, und in seinem letzten Satz gibt er sich selbst die Antwort (weil sich das Volk selbst gern zum Narren halten lässt) – wenn auch in einem anderen Zusammenhang. Nur glaube ich, er hat es selbst nicht verstan­ den. Deshalb möchte ich gerne behilflich sein. Im 13. Jahrhun­ dert gab es mal einen Narren, der der Legende nach den Mäch­ tigen den Spiegel vorhielt und dem einfachen Volk in vielen Din­ gen die Augen öffnete. Er hieß Till Eulenspiegel. Und genauso muss man dieses kleine unbedarfte Mädchen aus Schweden auch sehen. Sie hält uns den Spiegel vor. Manche erkennen die Wahrheit, andere sehen dann immer noch das konservative Wohlstandsbewahren im Spiegel, das unbedingt erhalten blei­ ben muss. Nur die Wahrheit sehen sie nicht. Die steht eine Spal­ te weiter in einem Leserbrief von Dominik Stein. Der trifft den Nagel auf den Kopf. Das freut mich, dass es auch Menschen gibt, die keine Scheuklappen mehr auf haben und die Welt so sehen wie sie ist. Am Abgrund.

Bernd Schmidt, Hofheim

Zu Greta Thunberg: Was glaubt eigentlich diese Greta Thun­ berg, wer sie ist? Mit dieser beleidigenden Frage maßregelt ein offensichtlich verärgerter Leserbriefschreiber die blutjunge Schwedin, die er zu allem Überfluss noch mit Martin Luther ver­ gleicht. Kein lobendes Wort für ihr anerkennenswertes Engage­ ment, sondern nur eine Warnung vor ihr, weil sie angeblich zu denen gehört, die nichts weiter anzubieten hätten, als auf Teu­ fel komm raus zu protestieren, ohne selbst brauchbare Lösun­ gen anzubieten. Für diese überhebliche Einstellung gegenüber einem halben Kind, das Angst vor seiner Zukunft hat, kann ich beim allerbesten Willen nicht das geringste Verständnis aufbrin­ gen. Und die Antwort auf die obige Frage: Greta Thunberg ist ein junges Mädchen, das es bedauern muss, in die heutige Zeit hineingeboren worden zu sein, in der die Welt vor dem Abgrund steht. Und das bildet sie sich nicht ein. Ihr weltweit gehörter und beachteter Hilferuf verdient unseren allergrößten Respekt.

Heidrun Leischner, Limburg

An dieser Stelle bekommt einer unserer Glossenautoren warme Worte: Anerkennung für Ulrich Felds vorzügliche Glos­ sen, “Der nackte Wahnsinn” und “IAA”.

Eberhard Klose, Frankfurt

 Geht nicht um Minuten

Zu “Nicht alle ICEs werden unterirdisch halten”: Ob alle ICEs unterirdisch halten, ist gar nicht maßgeblich. Das wissen Ver­ kehrsexperten ohne Tunnelblick. Es ist unstrittig, dass der S­ und Regionalbahnverkehr an der Kapazitätsgrenze ist und mehr Platz braucht. Die Diskussion sollte wieder auf die Fakten zu­ rückgeführt werden. Instruktiv ist die umfangreiche Präsentati­ on der Schienenausbauprojekte im Gemeinschaftsprogramm Frankfurt/ RheinMain plus von DB und Land Hessen. Alle darin enthaltenen Schienenprojekte für den Regionalverkehr (u.a. viergleisiger Ausbau zwischen Südbahnhof und Main-Neckar­ Brücke, Hamburger Damm, Nordmainische S-Bahn) werden un­ abhängig vom Fernbahntunnel realisiert. Es geht nicht um ein paar Minuten Zeitgewinn, sondern um die Zukunft des Regio­ nalverkehrs in der Region FrankfurtRheinMain. Für einen weite­ ren Ausbau des Regionalverkehrs in der Pendlermetropole, z.B. auch für die Regionaltangente Süd, muss aber der Fernverkehr Gleise im Knoten Frankfurt freigeben. Dazu braucht es den un­ terirdischen Fernbahntunnel.

Frank Nagel, CDU Frankfurt, Frankfurt

 Das beweist Scharfsinn

Zu den Konsequenzen seines AfD-Treffens für den hessi­ schen Filmförderer Mendig/dem Kommentar “Politischer Strafvollzug”:Der Kommentar von Sabine Kinner hätte mit je­ dem Wort von mir kommen können. Ich freue mich, dass es noch Menschen wie sie gibt, die klar denken können. “Politi­ scher Strafvollzug” , besser kann man es nicht ausdrücken. Ge­ rade die Kommentatorin aus dem Kulturressort hätte sich ja dieser moralischen Überheblichkeit anschließen können und für einen Rauswurf Mendigs plädieren können. Nein, Sie hat es nicht getan, und das zeigt Ihre Neutralität und beweist Ihren Scharfsinn.

Berthold G. Neitzel, Hofheim

 Muss so etwas aushalten

Zu Mendig: Die Bundesrepublik ist insgesamt noch weit ent­ fernt von den Zuständen im Nationalsozialismus, der DDR, der Sowjetunion, aber in Teilen erinnert das jetzt doch sehr an die kleinkarierte Behandlung von Abweichlern dort! Wie schon lgna­ zio Silane, ein linker Renegat, mal meinte, kommt der moderne Antifaschismus mit faschistoiden Zügen daher. Und ich weiß noch, wie ähnlich in den damals zu Recht als zu autoritär be­ schimpften Zuständen der 60er die mehr Freiheit fordernden Neo-Linken verfemt waren von weiten Teilen des reaktionär er­ starrten Establishments und Volkes, dieselben nur noch Etikett­ Linken der 68er und ihre Nachfolger, die jetzt eine derartig ver­ biesterte Intoleranz ausagieren! Eine vitale, in sich ruhende De­ mokratie muss doch so etwas wie die obige Begegnung Mendig­ Meuthen aushalten können!

Horst Jürgen Schäfer, Frankfurt

 

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