Weil die Stromversorgung in Frankfurt am Limit ist, sind U-Bahnen zwischen Innenstadt und Enkheim überfüllt. Hinzu kommen Bauarbeiten.
Frankfurt – Überfüllte Züge müssen die Fahrgäste auf dem östlichen Ast der U7 seit voriger Woche ertragen. Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) hat die Zahl der Fahrten reduziert, ohne als Ausgleich mehr Wagen an die U-Bahnen zu hängen. So wird es für Fahrgäste zwischen Innenstadt und Enkheim über Ostend, Eissporthalle, Riederwald kuschelig.
Wer an der Habsburgerallee morgens gegen acht in die U7 Richtung Hauptwache einsteigen will, kann sich darauf gefasst machen, dass er nur einen Stehplatz bekommt. Und sich in die Bahn quetschen muss. Statt alle 7,5 Minuten kommt in der Hauptverkehrszeit nur noch alle zehn Minuten eine U7. Und weil weiter viele Fahrer krank sind, fallen immer wieder Fahrten aus. Plötzlich ist die Lücke zwischen zwei Fahrten 20 statt nur 7,5 Minuten lang.
U-Bahnlinien in Frankfurt: Bauarbeiten im Westen, Folgen aber im Osten
Ursache für die Reduzierung des Angebots nach Enkheim sind Bauarbeiten auf dem westlichen Ast der C-Strecke der U-Bahn: auf der Linie U6 zwischen Industriehof und Hausen. Seit voriger Woche und noch bis 29. November fährt die U6 zur Heerstraße wie auch die U7. „Der Gleis- und Weichenbau macht eine Anpassung des Fahrplans notwendig“, erläutert VGF-Sprecher Bernd Conrads.
U6 und U7 fahren daher nun beide in der Stoßzeit im 10-Minuten-Takt, der sich zwischen Zoo und Heerstraße zum Fünf-Minuten-Takt überlagert. Sonst rollen die Linien zusammen alle dreidreiviertel Minuten zwischen Zoo und Industriehof.
Soweit verständlich, doch fragen sich viele Stammkunden: Warum fährt die U7 nicht wenigstens mit in maximaler Länge mit Vier-Wagen-Zügen, wenn sie schon seltener fährt? „Da U6 und U7 während der Bauarbeiten zur Heerstraße fahren, ist die Stromversorgung auf diesem Abschnitt am Limit“, erklärt Conrads. Daher könnten keine längeren Züge fahren, die einen stärkeren Strombedarf haben. „Wir wollen keine liegengebliebenen Züge mit Evakuierung durch die Feuerwehr, unsere Fahrgäste sicher auch nicht“, sagt der VGF-Sprecher. „Volle Züge sind da sicher das kleinere Übel, wenn auch nicht erstrebenswert.“ Zumal das Problem sofort auftrat: Gleich an Tag zwei und drei der Sperrung gab es Probleme mit der Fahrstromversorgung. Teils fuhren stundenlang Taxen als U-Bahn-Ersatz.
Stromversorgung für Frankfurter U- und Straßenbahnen am Limit
Bei der Dienstplanung habe die U7 nun Priorität, um Ausfälle zu vermeiden, sagt Bernd Conrads. „Aber garantieren können wir das leider nicht, denn Krankmeldungen können auch sehr kurzfristig in den Dienstplan eingreifen.“ Warum aber gibt es überhaupt zu wenig Strom für die U-Bahnen? „Das ist ein Versäumnis aller bisherigen Verkehrsdezernenten“, erklärt Frank Nagel. Er ist langjähriger Experte für Frankfurts Stadtbahn, zusätzlich auch seit 2021 verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Römer. Nagel sagt: Seit fast 25 Jahren hätten die Stadträte immer wieder den Ausbau des Fahrstroms aufgeschoben.
Bereits 1999 habe die VGF ein Konzept für den Ausbau der Stromversorgung vorgelegt, um längere und mehr U- und Straßenbahnen fahren lassen zu können. „Das sollte zum Confed-Cup 2006 umgesetzt werden“, erinnert Nagel. Es sei aber nur die Stromversorgung der Stadionstrecke fit gemacht worden. „Seither wurde das Vorhaben immer wieder zurückgestellt“, weiß der Fachmann.
600 statt 750 Volt: U-Bahnfahrer in Frankfurt sind angewiesen, langsam anzufahren
2021 kündigte der damalige Stadtrat Klaus Oesterling (SPD) an, mehr Fahrstrom in die Oberleitungen zu bringen – 750 statt bisher 600 Volt. Doch diesen Sommer kollabierte mehrfach die Versorgung der Strecke nach Ginnheim, als dort vorübergehend doppelt so viele Straßenbahnen fuhren. Schon länger hat die VGF ihre Fahrer auf vielen Abschnitten angewiesen, nur langsam anzufahren, um bloß nicht zu viel Strom zu benötigen. In der Anweisung kam jüngst auch die C-Strecke hinzu.
Nagel nimmt die VGF in Schutz: Sie habe stets auf die Ausbaunotwendigkeit hingewiesen. Im Aufsichtsrat sei das aber immer wieder aufgeschoben worden, um Geld zu sparen. „Die Fahrstromversorgung lässt sich nicht so schön verkaufen wie eine Neubaustrecke“, sagt der Experte. Er mahnt: „Es ist überfällig, das Netz zu ertüchtigen.“ Wie sehr, zeige die U7, deren Angebot wegen der fehlenden Infrastruktur jetzt reduziert werden müsse. (Dennis Pfeiffer-Goldmann)
Bereits im Frühjahr 2023 waren drei U-Bahn-Linien in Frankfurt wochenlang unterbrochen. Der Grund waren Bauarbeiten.