Mainkai-Sperrung: Mobilitätsdezernat wegen schlechter Kommunikation in der Kritik
Frankfurt – Auch wenn morgen die Messe Eurobike endet, bleibt der derzeit als Veranstaltungsfläche genutzte Mainkai weiter gesperrt. Noch bis 4. September hat die Stadt die Uferstraße für Autos dichtgemacht, nun rollt deutlich mehr Verkehr über die Sachsenhäuser Mainuferstraße. Im Mobilitätsdezernat setzt man auf ein Umleitungskonzept, damit die Lage diesmal nicht so schlimm wird – und die Erfahrungen aus den Jahren 2019/20.
Denn die erste Mainkai-Sperrung seinerzeit hatte nur zu recht überschaubarem Mehrverkehr auf einigen der Umfahrungsstrecken geführt. Das ist das Ergebnis der Untersuchung der testweisen Sperrung der Ost-West-Straße. Allerdings erntet Mobilitätsdezernent Stefan Majer (Grüne) wegen just dieses Gutachtens dennoch breite Kritik.
Der Stadtrat hatte die Untersuchung Anfang Juli veröffentlichen lassen – nur fünf Tage, bevor er im Mobilitätsausschuss das Umleitungskonzept für die diesjährige Sperrung vorstellte. Diese begann eine weitere Woche später und läuft somit seit Montag. Vorwürfe gibt es besonders aus den Ortsbeiräten 1 (Innenstadt) und 5 (Sachsenhausen): Sie fühlen sich nicht ausreichend beteiligt.
Gutachten 17 Monate später veröffentlicht
Die schlechte Kommunikation Majers kritisiert Linken-Verkehrspolitikerin Daniela Mehler-Würzbach. Denn der Stadtrat hatte das Gutachten kommentarlos im städtischen Parlamentsinformationssystem bereitgestellt. Dass das Gutachten mit den Ergebnissen überhaupt bemerkt wurde, sei der Aufmerksamkeit der Redaktion dieser Zeitung zu verdanken, sagt Mehler-Würzbach. “Diese fehlende und späte Information ist eine furchtbare Enttäuschung für viele Menschen in dieser Stadt” – und zwar auch für jene, die die Sperrung der Straße begrüßen, so wie sie.
Es habe 17 Monate gedauert zwischen der Fertigstellung des Gutachtens und dessen Veröffentlichung, hat Frank Nagel, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, aufaddiert. “Mit solchem Vorgehen verursacht man Streit, Misstrauen und Frustration bei den Frankfurtern.” Die Forderung, die Untersuchung vorzulegen, ist in diversen Gremien der Stadt seit 2020 vielfach geäußert worden. Der vorige Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) hatte betont, die Zahlen seien wenig aussagekräftig, da die Sperrung in die Shutdown-Zeiten der Pandemie mit deutlich weniger Verkehr gefallen sei.
Sein Nachfolger Majer verwies bei der Frage, warum das Konzept nicht vorgelegt wurde, stets auf seinen Vorgänger. Nach der Amtsübernahme vorigen September habe die neue Dezernatsführung Zeit gebraucht, betont Majers Referent Wolfgang Siefert. “Wir wollten es uns fachlich anschauen.” Es sei nicht möglich gewesen, alle Vorhaben zugleich voranzubringen. Ausgewertet worden sei das Konzept allerdings und seine Erkenntnisse seien in die neuerliche Sperrung eingeflossen.
Vor allem seien die Ergebnisse der Verkehrszählungen um eine Korrektur ergänzt worden, “um den Corona-Effekt herauszunehmen”, erklärt Siefert. Sprich: Da die Stadt weiß, um wie viel der Verkehr während der Pandemie gegenüber dem Normalmaß zurückging, konnte sie die Zählungen entsprechend nach oben anpassen. Die Gegenprobe vor der Sperrung hatte sie bereits am 6. März 2018 vornehmen lassen.
Innerstädtischer Binnenverkehr
Die Studie zeige vor allem auf, dass vorwiegend innerstädtischer “Binnenverkehr” über den Mainkai fließe, erklärt Dorothee Allekotte vom Straßenverkehrsamt. Die rund 23 000 täglichen Autos und Lastwagen hätten im Osten vorwiegend Ostend, Offenbach, Fechenheim und Sachsenhausen als Ziel oder Quelle und im Westen Bockenheim, Griesheim, Gallus, Gutleutviertel.
Die Fahrer wichen aber anders aus, als die Stadt erwartete: So blieb die Achse Walter-Kolb-/Gartenstraße in Sachsenhausen relativ verschont. Stattdessen fuhren Autos und Laster vor allem über Schaumainkai und Deutschherrnufer. 4000 bis 5000 Fahrzeuge mehr rollten hier täglich entlang. Erwartet worden war hingegen, dass ein Teil der Autos über die Berliner Straße ausweicht. In Fahrtrichtung Osten waren das dann 5000 Fahrzeuge pro Tag, Richtung Westen 3500 mehr.
In Richtung Westen habe sich das Verkehrsaufkommen generell schon weit vor der gesperrten Straße verteilt, erklärt Dorothee Allekotte. “Fahrzeuge konnten nicht bis an die Sperrung heranfahren und erst dann ausweichen”, da von der Schönen Aussicht her das Linksabbiegen auf die Alte Brücke verboten ist (was allerdings dennoch 36 Prozent der Fahrzeuge taten). So hat sich der Umfahrungsverkehr stärker verteilt.
Anders in Fahrtrichtung Osten: Viele seien vom Untermainkai über die Untermainbrücke gefahren und links auf den Schaumainkai abgebogen, heißt es in der Studie. Das führte zur starken Verkehrszunahme am Museumsufer. Aus solchen Erfahrungen habe man gelernt, betont Allekotte. Diesmal gibt es ein Umleitungskonzept. Das ist nicht nur in die Navi-Geräte von Autos und Lastern eingespielt, sondern auch mit diversen Schildern gekennzeichnet.
Die diesjährigen Umfahrungsstrecken führen Autos nun in Fahrtrichtung Westen über den Alleen- und den Anlagenring sowie in Richtung Osten über den Cityring. Lastwagen werden zwischen Osthafen und Gutleutviertel über Osthafenbrücke, Gerbermühl-, Dreieichstraße, Mörfelder Landstraße, Strese-mannallee und Friedensbrücke geführt.