Viele Trassen für U4 nach Frankfurt-Ginnheim

Bei dem Schienen-Projekt sollen sich die Stadtverordneten auf maximal drei Varianten festlegen.

In den kommenden Wochen will der Magistrat den Stadtverordneten einen Vortrag zur Verlängerung der U4 von Bockenheim nach Ginnheim zukommen lassen. „Es ist das wichtigste ÖPNV-Projekt, das wir in dieser Stadt haben“, sagte Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) der Frankfurter Rundschau und begründete, warum der Vortrag nicht wie angekündigt im Sommer fertig war.

Die Planungen seien „außerordentlich schwierig“ gewesen. Viele Ämter und Institutionen mussten einbezogen werden: der Palmengarten, auch für den Botanischen Garten, das Grünflächenamt für den Grüneburgpark und die Bäume entlang der Strecke, die Deutsche Bundesbank, der Sportverein Makkabi Frankfurt für die Sportanlage, die Deutsche Telekom für den Fernmeldeturm, die Goethe-Universität, die Landesregierung vertreten durch Hessen Mobil.

Nun sei die Untersuchung abgeschlossen und werde zwischen den Ämtern abgestimmt, sagte Oesterling. Zu den bekannten Trassen Europaturm, Frauenfriedenskirche und Ginnheimer Kurve sei die Trasse mit zentraler Anbindung des Campus Westend hinzugekommen. Diese hatte der Frankfurter Verkehrspolitiker Frank Nagel (CDU) vorgeschlagen. Sie firmiert unter den Namen Campus Westend, Ausschleifung Europaturm und „Nagel-Kurve“.

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Die jetzige Untersuchung habe noch deutlich mehr Streckenverläufe in den Blick genommen. Oesterling sprach von insgesamt „15 oder 16 Trassen“. Sie müssten auf zwei bis drei Varianten reduziert werden. Die Vorauswahl träfen die Stadtverordneten sobald der Magistratsvortrag vorliege. Neben der Erschließungswirkung werden die Kosten das entscheidende Kriterium sein. Im Frühjahr hatte Oesterling bekanntgegeben, dass die Variante Europaturm 160 bis 170 Millionen Euro kosten würde, die Variante Ginnheimer Kurve 220 bis 230 Millionen Euro. Die Varianten Frauenfriedenskirche und Campus Westend lägen deutlich darüber. Von Bund und Land erhofft die Stadt hohe Zuschüsse.

Den Kosten müsse der Nutzen entgegengestellt werden, sagte Oesterling. Die U-Bahn-Linien aus dem Frankfurter Süden in den Norden (U1, U2, U3, U8) seien schon jetzt an ihrer Kapazitätsgrenze. Mehr als 100 000 Menschen fahren laut Nahverkehrsgesellschaft Traffiq täglich zwischen den Stationen Hauptwache und Eschenheimer Tor. Diese Linien bräuchten dringend Entlastung durch den Lückenschluss zwischen Bockenheim und Ginnheim, sagte er.

Die Goethe-Universität Frankfurt rechnet damit, dass bis 2030 weitere 12 000 Menschen auf dem Campus Westend studieren und arbeiten werden. Zahlreiche Institute siedelten sich an: die Sprach- und Kulturwissenschaften, das Sozialzentrum mit Bafög- und Wohnheimabteilung, die Unibibliothek, das Forschungsinstitut Center for Humanities, das Studierendenhaus, das Deutsche Institut für internationale pädagogische Forschung, das Hessische Zentrum für Friedens- und Konfliktforschung. Derzeit hielten sich 30 000 Menschen pro Tag am Campus Westend auf. Unipräsidentin Birgitta Wolff setzt sich stark für die Verlängerung der U4 über den Campus ein. Die 1968 erbaute Station Holzhausenstraße sei für die steigende Zahl an Fahrgästen nicht ausgelegt.

Mit der U-4-Verlängerung hängt auch der Bau einer Ringstraßenbahn zusammen. Sie soll vom Markus-Krankenhaus zur Friedberger Warte fahren – oder, falls bei der U-Bahn die Variante Frauensfriedenskirche umgesetzt wird, vom Kirchplatz über die Ginnheimer Straße nach Ginnheim.

Eine Nutzen-Kosten-Untersuchung für die Ringstraßenbahn und die verschiedenen U-4-Trassen liege noch nicht vor, sagte Oesterling. Er habe dennoch eine Lieblingsvariante. „Aber die behalte ich noch für mich.“

Eine Variante sieht vor, die geplante U4-Verlängerung in Frankfurt von Bockenheim nach Ginnheim mit der A-Strecke über die Miquelallee zu verknüpfen.