Freitag, 05. Februar 2021, Höchster Kreisblatt / Lokales

 

“Friedberger”: Weitere Radwege schließen Lücke

 

VERKEHR – Anwohner sind zufrieden, und eine Politikerin ist

angenehm überrascht

Frankfurt – In Frankfurt sollen demnächst weitere Radwege gebaut

werden. Das ist ein Ergebnis der Diskussionsrunde der Goethe-

Universität mit der Stadtpolitik und dem Radentscheid.

Bei der Veranstaltung am Dienstagabend stellten Mobilitätsforscher

der Universität die Ergebnisse einer Umfrage zum Radweg

auf der Friedberger Landstraße vor. Drei Wochen, nachdem der

Radweg im Sommer 2020 gebaut worden war, hatten sie 445 Anwohner

um eine Bewertung gebeten.

 

Freude über mehr Lebensqualität

Mehr als die Hälfte von ihnen begrüßt den neuen Radweg, nur ein

Fünftel zeigt sich skeptisch. Die Mehrheit sieht die Lebensqualität

gesteigert – es gibt demnach subjektiv wahrgenommen weniger

Lärm, mehr Aufenthaltsqualität, weniger Verkehr, bessere Luft,

mehr Sicherheit für Kinder. 67 Prozent der Anwohner sagen, sie

wünschten sich nun weitere Radwege auf Hauptstraßen in Frankfurt.

“Ich dachte vorher, das funktioniert nicht, aber jetzt sieht man, es

funktioniert”, sagte Annette Rinn, die Fraktionsvorsitzende der

FDP. Abschließend bewerten will sie den Umbau, wenn die Pandemie

vorbei ist und der Verkehr wieder zunimmt.

“Es ist möglich, Autoverkehr zu reduzieren, ohne dass der Verkehr

zusammenbricht”, sagte Beatrix Baltabol vom Radentscheid. Sie

hob die Steigerung der Lebensqualität und der Sicherheit für Kinder

hervor.

 

“Wir stehen zum Radentscheid. Wir müssen mehr versuchen, und

da, wo es nicht funktioniert, machen wir es eben anders”, sagte

Frank Nagel (CDU). Es sei wichtig, Verkehr ganzheitlich zu planen,

also Wirtschafts-, Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehr integriert zu

betrachten. Das leiste ein Gesamtverkehrsplan.

“Wenn wir die Friedberger Landstraße ganzheitlich betrachtet hätten,

hätten wir ganzheitlich diskutiert und bis jetzt keinen Meter

Radweg gebaut”, sagte Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD).

Damit sich etwas bewege, sei es entscheidend, häppchenweise

vorzugehen.

 

Nachdem der Ortsbeirat 3 sich mehrheitlich für einen Lückenschluss

des Radwegs zwischen Friedberger Platz und Matthias-

Beltz-Platz ausgesprochen habe, soll auch dieser Abschnitt einen

Radweg erhalten, kündigte Oesterling an. Bertram Giebeler vom

Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Frankfurt erwartet

allerdings nicht, dass vor der Kommunalwahl etwas passiert.

Ein weiterer Radweg von der Schönen Aussicht über die Alte Brücke,

Elisabethenstraße zum Lokalbahnhof und Wendelsplatz sei

angeordnet, sagte Oesterling. Dieser werde wegen der Witterung

aber erst im März gebaut. Jutta Deffner vom Institut für sozialökologische

Forschung (ISOE) und Martin Lanzendorf, Professor

für Mobilitätsforschung an der Goethe-Universität, moderierten

die Diskussion, an der rund 100 Menschen teilnahmen.

 

Im Oeder Weg gibt’s noch Gegenwind

Beim Bau der fahrradfreundlichen Nebenstraßen würden die Voten

der Ortsbeiräte akzeptiert, sagte Oesterling. “Wir machen keinen

Umbau gegen deren Willen.” Die Pläne für den Umbau von

Oeder Weg, Kettenhofweg und Robert-Mayer-Straße waren bei

der FDP und der CDU in den jeweiligen Ortsbeiräten auf Kritik gestoßen,

außerdem bei einigen Gastronomen.

“Wir bedauern den Gegenwind von FDP und CDU”, sagte Beatrix

Baltabol. Die Pläne würden diskutiert und gegebenenfalls geändert,

sagte Oesterling. “Das wird wohl nicht eins zu eins umgesetzt.”

Florian Leclerc