Verkehrsdezernent nimmt Stellung – Planungen sind abgeschlossen – Alles andere wäre ein Neubau.

Frankfurt. Der Westbahnhof, einer von vier Fernbahnhöfen in Frankfurt, soll ohne weitere Änderungen barrierefrei umgebaut werden. Dafür plädiert Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne). Der Umbau sei bereits am 7. Juni 2021 genehmigt worden und „alle Fragen sind schon bearbeitet“. Er reagiert damit auf neuerliche Forderungen aus dem Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) nach diversen weiteren Umbauten im Bahnhof und dessen Umfeld.

Insgesamt 22 Millionen
Diese Wünsche hatte das Stadtteilgremium in seiner jüngsten Sitzung einmütig beschlossen. Der Umbau läuft seit vorigem Jahr, soll bis 2027 dauern und 22 Millionen Euro kosten. Grundlage für die erneuten Forderungen ist ein 42-seitiger, großflächig bebilderter Katalog von Anregungen, den Seniorenbeauftragter Hans Georg Gabler, seine Stellvertreterin Jutta Rothacker und Sozialbezirksvorsteherin Barbara Hübner erstellt hatten. Dies als Erklärung des Ortsbeirats zu verabschieden und den Verantwortlichen von Bahn und Stadt zu überreichen, hatten CDU und SPD beantragt.

Während zeitgleich der Ortsbeirat tagte, erklärte Dezernent Siefert im Römer den Mitgliedern des Mobilitätsausschusses der Stadtverordnetenversammlung, dass die Vorschläge bereits während des Genehmigungsverfahrens vor einigen Jahren eingebracht und geprüft worden seien. „Das jetzige Maßnahmenpaket ist daraus abgeleitet.“ Eine erneute Prüfung der Vorschläge werde kein anderes Ergebnis bringen.

Das bestätigt Nicole Vogel vom städtischen Amt für Straßenbau und Erschließung (ASE). „Alle Anregungen wurden schon geprüft.“ Teils würden sie ohnehin umgesetzt, teils könnten sie nicht umgesetzt werden. Beispielsweise sei es technisch nicht möglich, eine Rampe zur Kasseler Straße hin zu bauen. Und zur Solmsstraße hin habe die Bahn den Bau einer Rampe ablehnen müssen, da dieser einen größeren Eingriff in Grüngelände bedeutet hätte als der nun vorgesehene Fahrstuhl.

Rolltreppen nicht möglich
Zusätzliche Rolltreppen zu Bahnsteigen seien nicht möglich, da der Platz nicht ausreiche. Um beispielsweise den Regional- und Fernbahnsteig 4/5 zu verbreitern, wäre ein aufwendiges Verlegen von Gleisen nötig, erklärt Vogel. Die Freigabe des Betriebswegs zum Schönhofviertel lehne die Bahn ab, da Fußgänger dabei ein Gleis überqueren müssten. „Wir waren da schon recht hartnäckig gegenüber der DB“, betont Vogel.

Ebenso verteidigt die ASE-Mitarbeiterin das Nein dazu, den neuen Direktzugang von der Hamburger Allee zum Hochbahnsteig der S-Bahn gleich barrierefrei auszubauen. Dieser Zugang entstehe nur zusätzlich, auf Bitte und finanziert von einem Unternehmen. Die Deutsche Bank bezahlt die neue Treppe, da sie den Arbeitsweg für ihre Mitarbeiter zum IBC-Campus erheblich verkürzt. Um hier auch einen Aufzug zu bauen, sei der Bahnsteig nicht breit genug, erklärt Vogel.

Es sei „die Kommunikation im Ortsbeirat nicht gut gelaufen“, kritisiert Daniela Mehler-Würzbach (Linke). Allerdings habe die Linke selbst doch 2021 dem Vorhaben so zugestimmt, erinnert Katharina Knacker (Grüne). Kurz vor den Herbstferien hatten Vertreter von Bahn und Stadt bei einer Präsentation des Projekts für viel Unmut im Ortsbeirat gesorgt, als sie das Umsetzen der erneut vorgetragenen Wünsche ablehnten. Frank Nagel (CDU) wirft dem Mobilitätsdezernat zu langsames Arbeiten vor, da die Bahn schon 2010 nach den Wünschen der Stadt gefragt habe.

Sie ärgern sich über die Bauzäune am Bonameser Stadtweg. „Das hat den Charakter eines Gewerbegebiets“, sagt Kornelia Dahlhausen (Mitte, lilafarbener Mantel).Sie ärgern sich über die Bauzäune am Bonameser Stadtweg. „Das hat den Charakter eines Gewerbegebiets“, sagt Kornelia Dahlhausen (Mitte, lilafarbener Mantel).

Bauzäune verdrängen grüne Hecken
Das Finanzamt an der Hospitalstraße 16 a wird gerade geräumt; die Mitarbeiter werden in ganz Hessen verteilt. Sind die Amtsstuben leer, soll für eine Übergangszeit das Amtsgericht einziehen – dort steht eine große Renovierung an. Das Finanzamt an der Hospitalstraße 16 a wird gerade geräumt; die Mitarbeiter werden in ganz Hessen verteilt. Sind die Amtsstuben leer, soll für eine Übergangszeit das Amtsgericht (links im Foto) einziehen – dort steht eine große Renovierung an.

Das Finanzamt zieht aus, das Amtsgericht zieht ein 
Im Bahnverkehr von und zum Hauptbahnhof Frankfurt gibt es ab 10. Dezember einige Änderungen. Im Bahnverkehr von und zum Hauptbahnhof Frankfurt gibt es ab 10. Dezember einige Änderungen.

Der Ortsbeirat fordert inzwischen eine Überarbeitung der Planung, allerdings dürfe dies den Umbau nicht verzögern. 32 000 Menschen nutzen den Westbahnhof täglich, in 15 Jahren werden 44 000 erwartet.

Gegen Kritik, dass keine weitere Umbauten im Umfeld des Bahnhofs vorgesehen seien, nimmt ASE-Mitarbeiterin Vogel die Bahn in Schutz. „Das hat nichts mit dem Umbau des Bahnhofs zu tun, das ist ein zusätzlichen Projekt der Stadt, das noch zu ergänzen ist.“ Damit müsse die Stadt „dringend vorwärtskommen“, fordert CDU-Verkehrspolitiker Nagel. „Bis heute fehlen Pläne dafür.“

Eine klare Verbesserung
Es sei „eine klare Verbesserung“, dass der Westbahnhof künftig „nach Recht und Gesetz barrierefrei“ sei, betont Dezernent Siefert. Es sei besser, den Ausbau nun so umzusetzen „und nicht noch weiter aufzuhalten“. Würden alle Wünsche berücksichtigt, wäre ein Komplettneubau des gesamten Bahnhofs nötig, warnt er. „Das wäre dann ein Projekt für den Sanktnimmerleinstag.“

Dennis Pfeiffer-Goldmann