Der Frankfurter Flughafen will am Boden klimaneutral werden

Airportbetreiber Fraport baut eine Photovoltaikanlage an der Startbahn West und importiert Windkraft von der Nordsee.

Es ist laut nahe der Startbahn West im Süden des Frankfurter Flughafens, sobald eine Maschine von Lufthansa oder der Tochter Discover vorbeidröhnt. Ansonsten Stille: Ein Falke steht in der Luft. Feldlerchen machen es sich dem Fluglärm zum Trotz in der Heide am Rande des Bannwalds gemütlich.

Die Sonne leuchtet die senkrechten Photovoltaikanlagen an, die sich auf 2,8 Kilometer Länge am Rollfeld aneinanderreihen. Eine Reihe ist fertig. 14 Reihen werden gebaut, insgesamt 30 000 Module. Wenn die Sonne tief steht, morgens und abends, sind die Module am effektivsten. Sie sind ein Baustein, wie der Flughafenbetreiber klimaneutral werden will.


1,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr

Die Klimakleber, die vor zwei Wochen auf das Flughafengelände eingedrungen sind, lehnen die Luftfahrt wegen des hohen CO2-Verbrauchs ab. „Wir wollen wenigstens am Boden unser Möglichstes tun, um klimaneutral zu werden“, sagt Marcus Keimling, der Leiter Netzdienste und Datenmanagement von Fraport. Er begleitet die CDU-Fraktion im Römer auf einer Rundfahrt über das Flughafengelände, um zu zeigen, was sich in Sachen Energiewende getan hat.

Am Frankfurter Flughafen fallen jedes Jahr etwa 1,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid an, wie aus der Fraport-Umwelterklärung von 2022 hervorgeht. Das meiste CO2 entsteht in der Luft: Flugzeuge machen bei Starts und Landungen 86 Prozent der CO2-Produktion aus. Den Rest verantworten Fraport (etwa 2 Prozent) und Dritte, die Energie von der Fraport beziehen (etwa 12 Prozent). Diese 2 bis 14 Prozent Kohlendioxidproduktion will Fraport bis 2045 komplett sparen oder ausgleichen.

Bei der Rundfahrt geht es an der Heide entlang. Dort leben Füchse, die Feldmäuse jagen, aber wie die Feldlerchen unentdeckt bleiben. Vorbei geht es an haushohen Tanks, die 180 Millionen Liter Kerosin speichern.

Wie das klimaschädliche Kerosin ersetzen?
Wie klimaneutraler Wasserstoff das klimaschädliche Kerosin ersetzen soll, wissen die Fachleute von Fraport, die für die Infrastruktur zuständig sind, aber auch nicht. Weder sei die Technik so weit noch die Lieferwege oder die verfügbare Menge, sagt eine Sprecherin, als Veronica Fabricius, die bei der CDU-Fraktion für Wirtschaftspolitik zuständig ist, nachfragt. Auch am Boden setze Fraport nicht auf Wasserstoff, führt Marcus Keimling aus, sondern direkt auf die Batterie. Denn Wasserstoff werde mit Strom erzeugt und müsse gespeichert werden, da könne man Strom gleich direkt nutzen.

Etwa vom Dach einer Frachthalle in der Cargo City Süd, wo eine PV-Anlage installiert ist. Auf dem Parkhaus von Terminal 3, das an Ostern 2026 in Betrieb gehen soll, ist eine weitere Anlage hinzukommen. Geprüft würden PV-Anlagen bei allen neuen Gebäuden, sagt Keimling.

Der Bus mit Nils Kößler, Veronica Fabricius, Robert Lange, Yannick Schwander und Frank Nagel aus der CDU-Fraktion sowie Stephan Siegler und Daniela Birkenfeld aus dem ehrenamtlichen Magistrat hält auch an Stromtankstellen der Fraport im Norden des knapp 25 Quadratkilometer großen Geländes. Ein Hase versteckt sich im Gras.

Ladepark für Flugzeugschlepper
Elektrische Flugzeugschlepper sind hier zum Laden geparkt. Der Strom reiche, um ein Flugzeug vom Norden in den Süden zur Startbahn West zu schleppen, weiß Keimling. Dann wird nachgeladen.

Die Energie kommt unter anderem von zwölf Onshore-Windparks entlang der deutschen Küste, für die Fraport ein sogenanntes Power Purchase Agreement geschlossen hat. Ein weiteres Power Purchase Agreement beteiligt Fraport am Offshore-Windpark „He Dreiht“ (niederdeutsch für „Er dreht“), das sich im Bau befindet und etwa 85 Kilometer nördlich von Borkum und 104 Kilometer westlich von Helgoland liegt.

Ab 2026 will Fraport 15 Jahre lang 85 Megawatt Strom von dort beziehen. Also nicht direkt. Der Strom wird eingespeist, Fraport kauft entsprechenden Ökostrom hier ein. Hinzu kommen die 17,4 Megawatt Strom von der PV-Anlage an der Startbahn West und Energie von weiteren Dächern.

Um Strom zwischenzuspeichern, will Fraport eine eigene Speicheranlage bauen und Elektrofahrzeuge nutzen, zum Beispiel die Fahrzeuge des Winterdiensts, die im Sommer nur herumstehen. Neben Schleppern, Hubwagen, Bussen sind auch Förderbandwagen, Passagiertreppen, Gabelstapler elektrisch, etwa 740 Fahrzeuge momentan. Das entspricht etwa einem Viertel aller Fahrzeuge.

Bis 2030 will Fraport seine CO2-Emissionen am Boden im Vergleich zu heute etwa halbiert haben. Für die Luftfahrt ist es bis zur Klimaneutralität allerdings noch ein weiter, ungewisser Weg.