Hier stirbt nach 70 Jahren die autogerechte Stadt.

Zwei Autospuren der vierspurigen Innenstadt-Schnellstraße werden zu Radwegen. Dabei ist es die Verkehrsschlagader Frankfurts. Jetzt droht der völlige Verkehrs-Infarkt.

Frankfurt – Hier stirbt nach 70 Jahren die autogerechte Stadt. Zwei Autospuren der vierspurigen Innenstadt-Schnellstraße werden zu Radwegen. Dabei ist es die Verkehrsschlagader Frankfurts. Jetzt droht der völlige Verkehrs-Infarkt.

Frank Nagel (56), Verkehrs-Experte der CDU fassungslos: „Die Berliner Straße ist wichtiger Teil der Ost-West-Verbindung, die alles miteinander verbindet. Hier soll der Autoverkehr nun massiv verhindert und behindert werden. Mit der Brechstange soll jeder Fahrrad fahren.“

Oberbürgermeister Walter Kolb (1902-1956, SPD) dreht sich wahrscheinlich im Grab um. Er hat ab 1952 die Berliner Straße gebaut, mit dem Schnellstraßennetz Frankfurt zur Banken- und Messe-Metropole aufsteigen lassen.

Bilder der 60er Jahre zeigen ein wuseliges, volles, vollgeparktes Frankfurt. Und die Menschen sehen nicht unglücklich aus wegen der vielen Autos und der nicht vorhandenen Rad-Spuren.

Kolb, der von 1946 bis zu seinem überraschenden Tod 1956 OB war, hätte die Gässchen der Altstadt, die schmale Schnurgasse wieder aufbauen können. Aber er hat alles wegreißen lassen, sogar mittelalterliche Schätze wie die Weißfrauenkirche und den Nürnberger Hof. Um die Stadt dem Auto zu öffnen. Gegen Kritik am Wegreißen antworte er nur: „Seid einig für unsere Stadt.“

Fast auf den Tag genau 70 Jahre später pinseln Bauarbeiter rote Streifen auf die jeweils rechte Auto-Spur.

Und es das ist nur ein Meilenstein des Auto-Ausschlusses. Nach Koalitionsvertrag sollen der Anlagenring ebenso fette Fahrradspuren bekommen, der Allenring soll Campusmeile mit Radweg und Tram werden.

Nagel: „Da bleibt Autofahrern, die durch die Stadt müssen, entweder der Weg in diesen Engstellen-Stau. Oder ein Umweg von 22 km über das Autobahnnetz.“