Machbarkeitsstudie zur Variante mit Anschluss des Uni-Campus Westend soll Ende des Jahres vorliegen

Frankfurt – Auf baldiges Grünes Licht für den U4-Lückenschluss drängt die CDU-Fraktion im Römer. „Bitte sorgen Sie für eine schnelle Entscheidung, sobald im Herbst die Fakten vorliegen“, verlangt deren verkehrspolitischer Sprecher Frank Nagel von der Römer-Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt. Zuletzt hatte das Mobilitätsdezernat von Stadtrat Stefan Majer (Grüne) angekündigt, die Gutachten bis Herbst 2023 vorlegen zu wollen.

Diesen Termin bestätigt die Verkehrsgesellschaft aktuell zumindest auch grob auf ihrer Internetseite: „Die Machbarkeitsstudie wird, nach Vorliegen aller Gutachten, frühestens Ende 2023 erwartet.“ Aktuell lässt die Stadt sowohl die Geologie unter Grüneburgpark und Palmengarten wie auch das Grundwasser und die Auswirkungen des Lückenschlusses auf die Bäume in den Parks untersuchen. Lägen alle Fakten vor, solle die Entscheidung der Stadtverordneten Anfang 2024 fallen, hatte der künftige Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) zuletzt angekündigt.

Drei Varianten stehen noch zur Wahl, um die Lücke im U-Bahn-Netz zwischen Bockenheimer Warte und Ginnheim zu schließen: zweimal entlang von Zeppelin- und Miquelallee – einmal mit einem längeren Tunnel, einmal mit offener Bauweise, wobei aber wohl mehr als 100 Bäume gefällt werden müssten – sowie ein längerer Tunnel mit Kurve, um eine Haltestelle direkt unter dem Uni-Campus Westend am Adornoplatz anschließen zu können.

Fundamentale Kritik am Campus-Anschluss führte Gisela Becker von der Bürgerinitiative Grüneburgpark zum erneuten Mal in der Bürgerfragestunde der jüngsten Mobilitätsausschusssitzung der Stadtverordneten an. Ebenso wiederholte sie die unbelegte Behauptung, ein Tunnel schade den Bäumen. Da eine Grundwassermessstelle nicht wie vom Gutachter gewünscht habe platziert werden können, sei das Ergebnis des Gutachtens zweifelhaft. Zudem schadeten die Untersuchungen den Parks, da dort Bohrlöcher entstanden und Lastwagen mit dem Bohrgerät gefahren seien. Deshalb sollten die Stadtverordneten diese Lösung nun beerdigen, findet Gisela Becker.

Große Mehrheit für Campus-Anbindung

Es seien alle Messstellen wie erforderlich entstanden, widerspricht Wolfgang Siefert. „Dieses Projekt wird so ausführlich geprüft wie kein anderes vorher.“ Die Untersuchungen der Folgen eines Tunnels erfolgten ja auf den ausdrücklichen Wunsch der Bürgerinitiativen und der Grünen hin. Die politische Richtung sei klar: „Eine solche Strecke darf niemals die Parkflächen beeinträchtigen.“ Unter dieser Prämisse sprechen sich die Koalition sowie CDU und Linke für die Campus-Anbindung aus.

Der Grüneburgpark-BI wirft Siefert vor, sie gehe nicht konsistent vor, „wenn sie erst die Untersuchungen fordern und dann kritisieren, dass es sie gibt“. Ebenso beanstandet er, dass die BI schon behaupte, dass der Tunnel Schäden an Bäumen verursache, bevor die Gutachten vorliegen. „Wer vorher schon weiß, wie es ausgeht, weiß mehr als alle Experten.“ Thomas Schlimme, umweltpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, wirft der BI „eigene Voreingenommenheit“ vor.

Es gelte nun „abzuwarten, was die Gutachten ergeben, dann diskutieren wir das und dann können die Stadtverordneten eine Trassenentscheidung fällen“, sagt der schon gewählte, neue Dezernent Siefert. Die müsse möglichst schnell fallen, wenn die Gutachten im Herbst vorlägen, fordert CDU-Politiker Nagel. Wichtig sei der Lückenschluss nicht nur, um der Uni und den Studierenden einen guten Zugang zum U-Bahn-Netz zu bieten. Auch für eine große Zahl von Frankfurtern sei die durchgehende U4 wichtig. „Die Bürger im Norden brauchen diese Strecke.“ Die U4 soll den Hauptbahnhof mit Ginnheim, Nordweststadt, Riedberg und Nieder-Eschbach verbinden.

Die Aussage der Tunnelgegner trägt aktuell auch die Studierendenvertretung Asta der Goethe-Universität weiter. Sie behauptet in einer Pressemitteilung, dass „durch den Bau der Tunnel Grünanlagen im Palmengarten, Grüneburgpark und Botanischen Garten gefährdet“ seien. Auf Nachfrage relativiert Finn Volpert vom Asta-Ökologie-Referat: „Es geht uns nicht darum zu sagen, das ist auf jeden Fall problematisch.“ Die Ergebnisse der städtischen Gutachten lägen ja noch nicht vor. „Wir begrüßen sehr, dass der Lückenschluss geprüft wird.“ Vielmehr gehe es dem Asta darum, dass die Stadt zugleich ebenfalls einen Anschluss des Uni-Campus Westend mit einer Straßenbahn prüfe. Während der U4-Lückenschluss bis „mindestens Mitte der 2030er-Jahre“ dauere, könne eine Straßenbahn auch schneller in Betrieb gehen, meint Volpert. Dem hatte Siefert bei einer Info-Veranstaltung auf dem Uni-Campus im November bereits widersprochen: Die U4 könne schneller realisiert werden, da das Projekt schon vorangeschritten sei, während die Planung einer Straßenbahnstrecke im Reuterweg noch nicht begonnen habe.

Allerdings: Die Prüfung der Straßenbahn zusätzlich zur U4 hat Siefert längst angekündigt, sie findet sich auch schon in den Ausbauplänen der Stadt fürs Straßenbahnnetz. Zuletzt hatte der künftige Dezernent betont, das Ziel sei, dass die U4 von 2030 an auf ihrer neuen Strecke rollen solle.

Dennis Pfeiffer-Goldmann