U5 soll schon 2027 bis zum Römerhof fahren
Verlängerung der Trasse soll 84,3 Millionen Euro kosten – Stadtverordnete müssen noch zustimmen
Frankfurt – Die nächste Erweiterung des Stadtbahn-Netzes wird konkret: Für die Verlängerung der Europaviertel-Strecke der U5 bis zum Römerhof hat Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) nun das Okay der Stadtverordneten beantragt. Die neue Trasse soll 84,3 Millionen Euro kosten und Ende 2027 zusammen mit der neuen U5-Strecke vom Hauptbahnhof ins Europaviertel in Betrieb gehen. Dann soll die U5 gleich noch 1,5 Kilometer über Rasengleise weiter ins künftige Wohngebiet Römerhof rollen. Dieses Quartier könnte das erste seit langem in der Stadt werden, in dem noch vor dem Bezug des Gros der 2000 projektierten Wohnungen bereits der Nahverkehrsanschluss fertig ist. Unter anderem dieser große Nutzen für die Bewohner ist es, was den Nutzen-Kosten-Faktor mit einer 1,4 deutlich ins Positive getrieben hat. Diese Zahl wird aus Sieferts Antrag ersichtlich, den die Stadtregierung den Stadtverordneten zur Entscheidung vorgelegt hat.
Kurze Umstiege zwischen Bus und Bahn
Die Verlängerung beginnt hinter der bisher geplanten Endstation Wohnpark, schwenkt nach Westen in die Straße Am Römerhof und folgt dieser. Östlich des heutigen Kreisverkehrs soll eine Station Schmidtstraße entstehen. Diese wird – ähnlich der U-Bahn-Station Enkheim – mit Bushaltestellen mittig zwischen den Bahnsteigen gebaut, so dass die Umstiege zwischen U-Bahn und Bussen besonders kurz sind. Der Kreisverkehr wird zur normalen Kreuzung.
Die Endstation Gymnasium Römerhof soll auf dessen Höhe entstehen. Nach Nordwesten schließt dann noch eine dreigleisige Abstellanlage für die U-Bahn an. Darüber könnte auch noch ein Park+Ride-Parkhaus entstehen. Das ist zwar noch nicht Teil der aktuellen Planung, soll aber zusammen mit dem Projekt umgesetzt werden. Die Lage fürs Umsteigen vom Auto in die U-Bahn ist günstig: Das Westkreuz von A 5 und A 648 ist nur gut einen Kilometer Fahrstrecke entfernt.
Die Römerhof-Verlängerung soll 84,3 Millionen Euro kosten, davon 51,2 Millionen für die Stadtbahnstrecke und 12,7 Millionen für den Straßenbau. Da der Bund bei derartigen Projekten hohe Zuschüsse von mindestens 75 Prozent zahlt, geht Siefert von einem städtischen Anteil von 25,9 Millionen Euro aus. Die bereits in Bau befindliche U5-Verlängerung über 2,8 Kilometer ins Europaviertel kostet 515 Millionen Euro. Besonders teuer ist der Bau des 1,2 Kilometer langen Tunnels vom Hauptbahnhof über den Güterplatz bis in die Europa-Allee.
Spätere Verlängerung bis Höchst möglich
Die Strecke durchs Europaviertel und bis zum Römerhof will Siefert nicht nur zeitgleich in Betrieb nehmen. Er trimmt sie auch auf Zukunftsfähigkeit und lässt alle Bahnsteige gleich auf 100 Meter Länge auslegen – statt des bisher vorgesehenen Spar-Ausbaus mit 75-Meter-Bahnsteigen. Zwar sollen dort im Regelfahrplan nur die maximal 75 Meter langen Züge der U5 fahren. Doch soll auch die U4 mit ihren 100-Meter-Bahnen bei Störungen oder Baustellen auf der Strecke zur Bockenheimer Warte auf die neue Strecke ausweichen können.
Zukunftstauglich wird auch die Römerhof-Verlängerung: Die Endstation werde einen Meter höher als das Straßenniveau errichtet, heißt es im Antrag. Damit sei es möglich, später eine Anschlussstrecke nach Nied-Ost und Höchst abzweigen zu lassen. Diese Option mit Zweisystem-Stadtbahnen, die teils auf den vorhandenen Eisenbahngleisen fahren könnten, hatte die Stadt schon vor Jahren untersucht, aber als nicht wirtschaftlich sinnvoll wieder verworfen. CDU-Verkehrspolitiker Frank Nagel hatte zuletzt vorgeschlagen, die U5 vom Römerhof aus zur Mainzer Landstraße zu führen. Dort ist die heutige Straßenbahnstrecke durch Griesheim und Nied hindurch bereits als Stadtbahntrasse ausgebaut.
Der Vorplanung müssen die Stadtverordneten zustimmen, damit die Stadtbahn-Entwicklung und Verkehrsinfrastrukturprojekte Frankfurt GmbH (SBEV) – eine gemeinsame Tochter von Stadt und Stadtwerke-Verkehrsgesellschaft (VGF) – die Umsetzung in Angriff nehmen kann. Die muss dann den Baugenehmigungsprozess erledigen, inklusive der Beteiligung Betroffener. Anschließend müssen die Stadtverordneten dem Projekt final zustimmen.
Ein paar Betroffene könnte es durchaus geben: Um die Stadtbahntrasse in südlicher Seitenlage unterzukriegen, muss die Straße Am Römerhof teils erheblich nach Norden verbreitert werden. Der „Verkehrskorridor“ werde 26 bis 39 Meter breit, heißt es im Antrag. 24 000 Quadratmeter Flächen müssten angekauft werden. Die noch ausstehende Bauleitplanung für das Römerhof-Quartier kann das freilich berücksichtigen. Doch sind auch Bauten wie die große Museumshalle des Feldbahnmuseums dem Vorhaben im Weg.
KOMMENTAR
Das Ende der Lethargie beim U-Bahn-Ausbau
VON DENNIS PFEIFFER-GOLDMANN
Wenn 2027 die erste U5 zum Römerhof rollt, werden 17 Jahre ohne einen einzigen Meter neue U-Bahn-Strecke vergangen sein. 17 Jahre Stillstand beim Ausbau des wichtigsten grünen kommunalen Transportmittels in Zeiten des Klimawandels? Welch ein Armutszeugnis! Schließlich befördert die U-Bahn Jahr für Jahr 150 Millionen Menschen sauber und schnell durch die Stadt. Kein anderes Verkehrsmittel entlastet Straßen und Umwelt so effektiv. Und die Stadt nutzt dieses Potenzial seit 2010 nicht mehr. Der Bau der U5-Verlängerung ins Europaviertel läuft quälend langsam, erst weil die Politik hasenfüßig vorging, inzwischen vor allem wegen der Folgen von Krieg, Material- und Personalmangel. Auch die Planungen für die Römerhof-Verlängerung schlummerte viel zu lange im Mobilitätsdezernat. Kein Wunder: Farbe auf die Gass’ zu kippen ist viel schneller und billiger. Es ist ein Segen, dass Wolfgang Siefert neben den billigen auch wieder die effektiven Lösungen angeht. Die andere U5-Verlängerung, zum Frankfurter Berg, hat er ebenso aus dem Dornrösenschlaf geweckt, in den sie seine Vorgänger versetzt hatten. Sie haben ihm einen Berg an wichtigen Netz-Erweiterungen hinterlassen, Sachsenhäuser Berg und nach Seckbach, die U7-Verlängerung von der Heerstraße zum Nordwestzentrum, die Straßenbahn nach Neu-Isenburg und Dreieich. Der Siefert-Speed am Römerhof ist deshalb ein Hoffnungsschimmer nach vielen Jahren der Lethargie.