// 22. April 2025 //
In München könnte bald ein neuer Weg eingeschlagen werden, um für mehr Fairness im Fahrdienstmarkt zu sorgen: Die Stadt diskutiert die Einführung von Mindestpreisen für Fahrdienstvermittler wie Uber oder Bolt. Ein Schritt, der längst überfällig ist – sagen die einen. Ein Schritt, der Mobilität verteuert und Ungleichheit schafft – so sehen es andere.
Der Vorschlag ist brisant. Denn während das Taxigewerbe seit jeher an festgelegte Tarife gebunden ist, dürfen Mietwagenanbieter ihre Preise frei aushandeln – auch wenn sie inhaltlich die identischen Leistungen erbringen. Uber warnt bereits vor einem Preisanstieg von bis zu 45 Prozent in München, sollte der Stadtrat den Vorschlag umsetzen.
Durchschnittlich zwölf Euro mehr pro Fahrt – das sei für viele Menschen nicht mehr bezahlbar, so das Argument der Plattform.
Die Kritik aus dem Taxigewerbe fällt deutlich aus: Dort spricht man von einem unlauteren Wettbewerb, der auf dem Rücken der Fahrer ausgetragen werde. Die Realität auf den Straßen sei eindeutig – viele Mietwagenanbieter missachteten gesetzliche Vorgaben wie die Rückkehrpflicht, agierten mit Briefkastenfirmen, betrieben Sozialdumping und unterliefen das, was eigentlich als Standard gelten sollte:ehrliche, regelkonforme Arbeit im öffentlichen Raum.
Denn hinter dem Preiskampf verbirgt sich eine Vielzahl struktureller Probleme, die längst nicht nur München betreffen. In vielen Städten fehlen funktionierende digitale Kontrollsysteme. Während Behörden oft bestenfalls mit **Excel-Tabellen** (manchmal aber auch noch mit Karteikarten) hantieren, sind Plattformen technisch hochgerüstet – ein klarer “Wettbewerbsvorteil”?! Illegale Konzessionen, nicht überprüfbare Lizenzen, Scheinselbstständigkeit und undurchsichtige Subunternehmerstrukturen sind in vielen Großstädten Alltag.
Ein aktuelles Gutachten aus Heidelberg belegt, dass einige Plattformen pro eingenommenem Euro nochmals “50 Cent aus eigenen Mitteln zuschießen” müssen, um unter den Taxipreisen zu bleiben. So entsteht ein Markt, der auf “Subvention statt Nachhaltigkeit” basiert. Das Gutachten empfiehlt einen Mindestpreis, der nur “maximal 7,5 Prozent unter dem Taxitarif” liegen sollte – als Kompromiss zwischen Freiheit und Fairness.
Die Frage stellt sich also nicht nur in München: Wollen wir einen Mobilitätsmarkt, der sich an Innovation, Wettbewerb und Schnelligkeit orientiert – oder einen, der auf auch auf Verlässlichkeit, Sicherheit und sozialen Ausgleich setzt? Wie stellen wir beides sicher?
Kritiker argumentieren, dass die Plattformanbieter wie Uber lediglich die Ineffizienz der klassischen Strukturen ausnutzen. Doch der Preis dafür kann hoch sein: Die Zunahme des Verkehrsaufkommens durch Leerfahrten, der Verlust verlässlicher Angebote in schwächer frequentierten Stadtteilen und ein Arbeitsmarkt, in dem Sozialstandards zunehmend ausgehöhlt werden.
Die rechtliche Grundlage für Mindestpreise besteht – durch die Novelle des Personenbeförderungsgesetzes von 2021. Doch viele Städte schrecken noch vor einer Entscheidung zurück. Juristische Unsicherheiten, die Abwägung zwischen Gewerbefreiheit und Daseinsvorsorge, und nicht zuletzt Lobbydruck machen es schwer, klare Entscheidungen zu treffen.
Doch es steht einiges auf dem Spiel. Nicht nur ein innovativer, aber auch fairer Wettbewerb – sondern auch die Frage, wie eine gerechte, zukunftsfähige Mobilität in unseren Städten aussehen kann. Interessant wird sein zu beobachten, welches Zeichen München nun setzt.