Neuer Abschnitt für die U-Bahn-Linie 5 auch im Norden
1,5 Kilometer weit soll die U5 über ihre heutige Endstation Preungesheim hinaus verlängert werden. Das ermöglicht ein Umsteigen von der S-Bahn-Linie 6 ins U-Bahn-Netz.
Die U-Bahn-Linie 5 in Frankfurt geht in die Verlängerung – und zwar an beiden Enden. Die U5 wird nicht nur vom Hauptbahnhof nach Westen ins Europaviertel und bis zum Römerhof weitergeführt, sondern soll auch im Norden einen weiteren Abschnitt bekommen. Dort liegt die heutige Endstation Preungesheim an der Gießener Straße, kurz bevor die Homburger Landstraße die Autobahn 661 unterquert. In fünf bis sechs Jahren könnten die Bauarbeiten beginnen, um die U5 auf der Homburger Landstraße weiter bis zum Frankfurter Berg zu führen. Dort soll die Linie an der Station der S-Bahn-Linie 6 enden.
Der Mobilitätsausschuss hat am Montagabend einstimmig der gewählten Variante zugestimmt und Planungsmittel in Höhe von 5,5 Millionen Euro für die 1,5 Kilometer lange Strecke bewilligt. Drei neue Stationen mit den Bezeichnungen August-Schanz-Straße, Berkersheimer Weg und Frankfurter Berg sind vorgesehen. Die U5 soll auf dem Abschnitt in der Hauptverkehrszeit im Fünf-Minuten-Takt verkehren und ansonsten alle 7,5 Minuten fahren. Das Vorhaben geht zurück auf den Ende 2005 beschlossenen Gesamtverkehrsplan. Für die Vorplanung sind etliche Varianten untersucht worden. Auch mit der jetzt gewählten wird sich das Bild der Homburger Landstraße komplett verändern. Sie werde „von Häuserkante zu Häuserkante“ neu gestaltet, sagte Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Die Grünen).
134 Bäume müssen gefällt werden
Für die zusätzlichen Gleise neben der Fahrbahn müssen von den 226 Bäumen an der Strecke 134 gefällt werden, wie Sven Rack von der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) erläuterte. Für sie werde Ersatz gepflanzt. Auch müsse die Stadt mehrere Grundstücke kaufen, um die Mindestbreite für Geh- und Radwege sicherzustellen. Den Erwerb übernehme das Amt für Bau und Immobilien. Flächen benötigt die Stadt unter anderem für eine Anliegerstraße, mit der künftig die Gewerbeflächen an der heutigen Endstation erschlossen werden. Unter anderem muss dafür der Alpenverein einen Teil seines Grundstücks abgeben. „Aber die Kletterhalle bleibt erhalten“, sagte Rack.
Andere Gebäude hingegen müssen für die Station Berkersheimer Weg weichen, darunter dasjenige, in dem sich die Pizzeria „Da Angelo“ befindet, die als älteste Frankfurts gilt. Mit dem Eigentümer sei man im Gespräch über einen neuen Standort, so der VGF-Fachbereichsleiter. Mit dem Grundstückseigentümer des kürzlich eröffneten Eiscafés werde man Kontakt aufnehmen. Nach den Berechnungen komme es durch die U-Bahn nicht zu Staus an den Kreuzungen.
Kosten von 93 Millionen Euro
Anders als die mehr als eine halbe Milliarde Euro teure U5-Verlängerung ins Europaviertel, für die zwei Tunnel gebohrt worden sind und am Güterplatz eine große Tiefstation entsteht, hat der Weiterbau im Norden deutlich kleinere Dimensionen. Die U5 verläuft hier als oberirdische Stadtbahn. Derzeit werden die Gesamtkosten einschließlich der Grundstückskäufe auf 93 Millionen Euro geschätzt, von denen die Stadt knapp 50 Millionen Euro übernehmen würde.
Der Zeitplan sieht nach dem endgültigen Beschluss der Stadtverordneten in der nächsten Woche anderthalb Jahre Zeit für die Entwurfsplanung vor. Zwei Jahre werden für das Planfeststellungsverfahren veranschlagt – sofern es sich nicht durch Klagen verzögert. Etwa ebenso lang könnte es dauern, die Bau- und Finanzierungsvorlage zu erstellen und die Arbeiten auszuschreiben. Ob dabei Schwierigkeiten bei der Vergabe berücksichtigt seien, weil sich keine Baufirmen finden ließen, wollte im Ausschuss Daniela Mehler-Würzbach (Die Linke) angesichts der Erfahrungen mit der Verlängerung der U5 ins Europaviertel wissen. Deren Fertigstellung verzögert sich um mindestens zwei Jahre bis 2029, weil sich auf manche Ausschreibungen keine Unternehmen gemeldet und andere deutlich höhere Preise als erwartet aufgerufen haben. Wie die Marktlage in fünf Jahren aussehe, sei völlig ungewiss, sagte Mobilitätsdezernent Siefert. Deswegen nichts mehr zu tun, könne keine Lösung sein.
Nachfragen gab es im Ausschuss auch wegen der wegfallenden Bäume. Viele hätten das Ende ihrer Lebenserwartung erreicht, sagte Siefert. In Absprache mit dem Grünflächenamt wolle man für die Ersatzpflanzungen zukunftsfähige Standorte mit entsprechend großen Pflanzscheiben wählen. Die Neugestaltung in voller Straßenbreite gebe außerdem die Möglichkeit, bei der Straßenentwässerung Vorkehrungen für den Fall von Starkregen zu treffen.
Grundsätzlich gab es jedoch große Zustimmung seitens der Fraktionen. Von einem „Meilenstein für den Frankfurter Norden“ sprach Kristina Luxen (SPD), weil Fahrgäste aus der Wetterau künftig von der S-Bahn direkt in die U-Bahn umsteigen könnten. „Das ist etwas völlig anderes als die heutige Zockelei mit dem Bus.“ Dass an der neuen Endstation Frankfurter Berg Platz für 60 Park-and-Ride-Parkplätze vorgesehen ist, fand Frank Nagel (CDU) richtig. Er empfahl, es nicht bei ebenerdigen Plätzen zu belassen, sondern gleich über eine Aufstockung nachzudenken. Katharina Knacker (Die Grünen) wies auf die anfänglichen Bedenken hin, dass der Stadtteil von den U-Bahn-Gleisen zerschnitten werden könnte. Deshalb sei es gut, dass viele Querungen vorgesehen seien.
Von: Bernhard Biener

