Bei Landstrom könnte der Funke jetzt überspringen

Rest-Koalition ringt um saubere Energieversorgung statt Diesel für Flusskreuzfahrtschiffe am Main

Frankfurt – Flusskreuzfahrtschiffe könnten in Frankfurt recht bald mit Landstrom versorgt werden. Überraschend deutet sich ein möglicher Durchbruch im Römer für das Vorhaben an – 18 Jahre nach den ersten Anträgen dazu.

Bisher müssen die jährlich 380 Hotelschiffe auf dem Main ihre Dieselmotoren für die Stromversorgung laufen lassen, wenn sie am Nizza vertäut sind. Um Abgase und Umweltschmutzung zu verhindern, haben viele Städte längst auf die Versorgung mit Strom vom Land her umgestellt.

2018 hatte die städtische Managementgesellschaft für Hafen und Markt (HFM) ein Gutachten vorgelegt, wonach die Landstromversorgung prinzipiell möglich ist. Allerdings: Die im vorigen Jahr ausgeschiedene Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) lehnte ein oberirdisches Umspannwerk ab, weil das die Grünanlagen beeinträchtige.

Das unterirdische Umspannwerk aber ist technisch extrem aufwändig und wegen des Hochwasserschutzes faktisch nicht umsetzbar. Es würde auch mindestens zwei Millionen Euro kosten, die oberirdische Lösung nur 350000. Diesen Januar verfiel eine halbe Million Euro an Fördergeld dafür. Auch müssen 400000 Euro Förderung für die Planung ans Land zurückgezahlt werden, wenn die Stromversorgung nicht bis Jahresende fertig wird. Neue Fördergelder gibt es laut HFM nicht.

Nun könnte Bewegung in das Projekt kommen: Die CDU hat beantragt, die oberirdische Variante jetzt umzusetzen. „Es ist doch lachhaft, wenn wir massenweise Plaketten für Kraftfahrzeuge vorschreiben, aber dieses Thema schläft seit fast 20 Jahren“, sagt Frank Nagel, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion.

In der ersten Planung ihrer Voten wollten die Rest-Koalitionäre von Grünen, SPD und Volt den Antrag zwar nicht ablehnen, jedoch den Magistrat nur erneut prüfen lassen. Frank Nagel: „Wir kennen das Thema in- und auswendig, das müssen wir nicht mehr prüfen.“

Allerdings haben die Rest-Koalitionäre keine Mehrheit mehr, ihr Prüf-Auftrag könnte durchfallen. Andererseits verschafft auch die Unterstützung von AfD, Ökolinx und Gartenpartei dem CDU-Vorstoß noch keine Mehrheit. Dadurch würde der Antrag abgelehnt, das Projekt wäre für diese Wahlperiode gestorben.

Mehrheit ohne Grüne, SPD, Volt greifbar

Allerdings wäre noch möglich, dass BFF-BIG zustimmen und so eine Mehrheit entsteht – eine Aussicht, die den Restkoalitionären offenbar nicht behagt. Weshalb diese auf Antrag von Grünen-Fraktionschef Dimitrios Bakakis die Entscheidung kurzfristig im Haupt- und Finanzausschuss am Dienstag aussetzten und auf den Ältestenausschuss am Donnerstag vertagten.

Warum? Das Restbündnis, raunt es aus der CDU-Fraktion, könne schlecht an der Seitenlinie stehen, wenn ein derart sinnvolles und öffentlichkeitswirksames Umweltschutzthema beschlossen werde. Und saubere Schiffe am Nizza könnten Grüne, SPD und Volt erst recht nicht ablehnen.